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alexischickeJa von diesen J.J Johnson muss ich mir mal die Mosaic Singels schnappen.Hab von ihm nur wenige Alben aber sein Album mit Kai Winding ist cool! Wohl das ungewöhnlichste Paar der Jazzgeschichte.
Ihr Album war Album Nr 4 bei Impulse.
Das Impulse-Album ist (trotz Bill Evans) eindeutig eins ihrer schwächsten.
Es gibt frühere Aufnahmen u.a. für Savoy, RCA und besonders Bethlehem, die ich besser finde. Das Impulse-Album war eine Reunion nach einigen Jahren.
Die Columbia-Aufnahmen von Johnson sind allesamt empfehlenswert, aber nicht einfach zu finden:
J Is for Jazz (1956 – Bobby Jaspar, Hank Jones/Tommy Flanagan, Wilbur Little, Elvin Jones)
Dial JJ5 (1957 – same, w/Flanagan)
First Place & Blues Trombone (1957 – Flanagan, Paul Chambers, Max Roach)
J.J. in Person (1958 – Nat Adderley, Flanagan, Little, Albert „Tootie“ Heath)
two unissued sessions (1958 – same)
Really Livin‘ (1959 – Adderley, Jaspar, Cedar Walton, Spanky DeBrest, Heath)
J.J. Inc (1960 – same, Arthur Harper for DeBrest)
Touch of Satin (1960/61 – Victor Feldman, Sam Jones, Louis Hayes)
Dies aus meiner Liste, die unveröffentlichten Sessions mit Adderley wurden im Mosaic-Set (MD7-169, gab’s auch als LP-Set) veröffentlicht.
Winding mag ich vergleichsweise sehr viel weniger, oft scheint er mir auch auf den Jay & Kai Alben Johnson kaum das Wasser reichen zu können.
Slide Hampton hat auch sehr schöne Alben gemacht, besonders mit dem Oktett, das kurze Zeit für Atlantic aufgenommen hat, etwa „Sister Salvation“. In der Jazz in Paris Reihe ist zudem vom Oktett das schöne „Exodus“ erschienen, das auf CD noch immer einfach zu finden sein sollte. Hampton hat dann 1969 auch mit Dexter Gordon das schöne MPS-Album „A Day in Copenhagen“ gemacht.
Bennie Green empfehle ich auch stets gerne, von ihm gibt’s eine Reihe schöner Alben bei Prestige, Blue Note, Bethlehem und Time, mit Leuten wie Gene Ammons, Art Farmer, Johnny Griffin, Charlie Rouse oder Sonny Clark. Neben „Soul Stirrin'“ (Blue Note, mit Gene Ammons) gehört das Time Album zu meinen liebsten, aber auch „Bennie Green with Art Farmer“ (das die bei mir stets gern-gehörte t/tb-Frontline präsentiert).
Curtis Fuller hat ebenfalls schöne Alben gemacht, für Savoy (u.a. mit Sonny Red und Yusef Lateef), Blue Note („The Opener“ mit Hank Mobley ist das konventionellste, was die Besetzung betrifft, „Bone & Bari“ präsentiert ihn mit Tate Houston am Barisax, mit Art Farmer hat er ebenfalls ein t/tb-Quintett-Album gemacht, und „Two Bones“ ist dann im Quintett mit Slide Hampton entstanden).
In eine freiere Richtung gehen dann die Alben, die Jackie McLean, Grachan Moncur und Bobby Hutcherson (mit wechselnden Rhythmusgruppen) für Blue Note gemacht haben: „One Step Beyond“ und „Destination… Out“ unter McLeans Namen sowie „Evolution“ (mit Lee Morgan als drittem Bläser) unter Moncurs Namen.
Moncurs schönstes Album finde ich aber „Some Other Stuff“, auch bei Blue Note mit Herbie Hancock und Wayne Shorter.
Diese Alben wurden schon im Blue Note Thread besprochen (@alex: wenn Du den Thread öffnenst, kannst Du oben nur im einen Thread suchen, dann solltest Du rasch ans Ziel kommen, auch wenn der Thread riesig ist!)
Roswell Rudd hat zudem das wunderbare „Flexible Flyer“ gemacht,d as auch in diese Richtung eines lyrischen Avantgarde Jazz geht, der nicht wirklich Free Jazz ist. Die Band dort besteht aus dem unterschätzten Hod O’Brien, Arild Andersen, Barry Altschul sowie – ganz grossartig! – Sheila Jordan.
Wer auch freiere Klänge mag, ist mit „School Days“ (Lacy & Rudd), dem ECM Album „Enrico Rava Quartet“ (mit Rudd) oder den Soul Note Alben „Regeneration“ und „Trickles“ gut bedient.
Dann möchte ich noch Bob Brookmeyer erwähnen, der zwar die Anti-Posaune (auch als Ventilposaune bekannt) spielte, aber dennoch eine sehr vokale, stimmhafte Spielweise geprägt hat, die auch im kühlsten Umfeld für viel Wärme sorgt. Er hat etwa mit Jimmy Giuffre oder Gerry Mulligan gespielt aber auch eine Reihe schöner Alben als Leader aufgenommen, unter denen „Traditionalism Revisited“ herausragt, ein Album, auf dem er Mitte der 50er Jahre schon eine Art Repertoire-Neudeutung macht, sich an Musik von Bix und anderen wagt, diese aber nicht museal aufbereitet, sondern sie sich aneignet, daraus etwas Neues und Eigenes macht (was ich für einen vorbildlichen Umgang mit Jazzgeschichte und Tradition halte, eben im Gegensatz zum musealen Zugriff und dem Nachspielen, das ist jetzt keine Spitze gegen Chris Barber sonder gegen den Marsipulalis-Clan).
Dann ist da noch Julian Priester – auch er hat einen weichen, grossen, stimmlichen Ton, in Kombination mit den Turrentine-Brüdern auf einigen Max Roach-Alben ist er wunderbar, ebenso auf seinem eigenen Debut-Album bei Riverside (über das ich im Hardbop-Thread mal länger geschrieben habe).
Jimmy Knepper war lange Zeit einer von Mingus‘ bevorzugten Sidemen, bis dieser ihm mal einen Zahn ausschlug… danach kam’s nochmal zu einer Zusammenarbeit, während der die beiden angeblich jedoch kein Wort gewechselt haben. Knepper spielt mit einer rauhen, draufgängerischen Art mit kernigem Sound – in der Tradition von Musikern wie Dickie Wells oder Vic Dickenson, deren Spielweise er in den modernen Jazz überträgt. Man hört ihn wohl am besten mit Mingus (etwa auf „The Clown“), oder mit dem „Pepper-Knepper Quintett“ mit Pepper Adams, das 1958 ein Album einspielte, oder auch als Solist auf den frühen Alben der Thad Jones/Mel Lewis Big Band auf Solid State.
Eddie Bert ist ebenfalls sehr empfehlenswert und auch ein Posaunist, der mit Mingus gearbetiet hat. Er hat mit J.R. Monterose, Hank Jones und Joe Puma sehr schöne Aufnahmen für Savoy gemacht (die auf einer Fresh Sound Doppel-CD gesammelt wurden), auch er hat mit Jones/Lewis gespielt (aber eher selten soliert, glaub ich) und sass auch mal in der Big Band von Benny Goodman.
Urbie Green vielleicht noch… ein sehr guter Techniker, der mehr Studio-Pro als Jazzer war, der aber zumindest zwei sehr schöne Alben gemacht hat, eins mit Jimmy Raney, ein anderes für Bethlehem u.a. mit Al Cohn (der als „Ike Horowitz“ erschien) und Oscar Pettiford.
Das auf die Schnelle ein paar Hinweise… um tiefer zu graben müsste ich die erwähnten Alben fast alle erstmal wieder anhören. Das ist keineswegs eine vollständige Liste der Posaunen-Alben, die ich mag, aber einfach mal ein paar Hinweise, auch als Antwort auf Alex‘ obige Frage.
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