Re: Bird Calls – Das Altsax im Jazz

#7967117  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 68,138

redbeansandricedie Verteilung über die Jahrzehnte verglichen mit der in der Monsterliste ist ja schon interessant… (vor allem 50er vs 70er) das bedeutet bestimmt irgendwas…

Ist auch von meiner derzeitigen Laune abhängig… aber ich hatte dazu schon einen Kommentar geschrieben – also zum „Loch“ bis 1958, so in der Art: Schockstarre nach Parkers Tod, der selbst hatte seine allerbesten Sachen in den 40ern gemacht, Konitz war ca. 1950-55 nicht besonders sichtbar, kam dann 1956 oder so auf Atlantic wieder… hab das dann aber gelassen, weil’s zu plakativ war.
Adderley taucht 1955 auf, die ersten sind nicht grad die allerbesten Aufnahmen.
McLean ist zwar schon da aber tief im Junkie-Sumpf – auch die besten 50er Alben (Ligths Out, 4 5 6) kommen nie an die grossen der 60er heran.
Woods war damals zwar sehr toll, aber für die wichtigsten Altsax-Alben reichts mir nicht.
Moody nehm ich am Ende doch eher als Tenorsaxer wahr, dasselbe gilt für Stitt (dessen 40er Prestige-Aufnahmen mit Powell in jeden Kanon gehören – er spielt dort nur Tenor – aber wie er das tut!)
Gryce gehört nicht in die absolute Bestenliste, Frank Morgan (hat sich tiefer in Parkers Junkie-Gehabe eingefühlt als ins musikalische, war nachhaltig weg), Pepper (gefällt mir so ab 1956 schon enorm gut, aber wenn ich ein Album wählen muss, dann ist’s „Intensity“), Criss kommt auch erst später wieder zum Vorschein, Ernie Henry vielleicht? John Jenkins (das Album mit Timmons und Jordan ist in der grossen Liste) ist nicht mein allerliebster Altsaxer, kommt auch nicht in die ganz Enge bestenliste…
Und auch wenn Jimmy Lyons noch stark Parker-geprägt war, hat er sich dennoch emanzipiert und eine neue Sprache geschaffen, viel mehr noch als Ornette oder Dolphy… Brown, Howard, Tyler, Mitchell auch – da kommt einfach ein frischer Wind, gerade auch mit Joe Harriott, da bricht die Musik richtig auf – der Einfluss war dann natürlich (neben Ornette) vor allem Coltrane, was wohl auch half, übers Parker-Trauma hinwegzukommen.

Das ist jetzt eine sehr fahrige Ergänzung, aber besser krieg ich’s im Moment wohl nicht hin. Ich würde einfach sagen: 1950-1960 war keine gute Zeit fürs Altsax, weil die besten Köpfe so hartnäckig damit beschäftigt waren, das Junkie-Verhalten ihres Gottes zu imitieren statt gute Musik zu machen.

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba