Re: Deep Talk – Der Bass im Jazz

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gypsy-tail-wind
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Eddie Jones hab ich ergänzt, ebenso Pullara (der mir komplett unbekannt ist, da ich das Mangione-Album noch nicht kenne, darüber haben wir ja neulich im Adderley-Thread schon geredet).

Bruno Carr ist ein Drummer – hast Du ihn mit jemandem verwechselt?

Bei Deiner Voriebe für die soliden Tieftöner überrascht mit ein wenig, dass Scott LaFaro auch soviel Anklang findet – das schliess sich zwar überhaupt nicht aus, aber sein Spiel, so toll es auch ist, ist mir je nach Laune dann doch zuwenig „bassig“, sein Sound ist dünn – er musste die Saiten tiefer aufziehen weil er sonst diese Geschmeidigkeit im Spiel nicht hingekriegt hätte, wenn er mit richtigem Druck hätte spielen müssen – dies zu wissen hat, das mag naiv oder dämlich oder beides sein, ihn für mich ein klein wenig entzaubert. Ob er schon auf der Höhe seines Könnens war, wer weiss… vielleicht wäre auch nur nutzloses wie bei Stanley Clarke (auf seinen eigenen Alben, wohlgemerkt, als Sideman etwa mit Gato oder Return to Forever ist er toll!) herausgekommen?

Da lob ich dann umso deutlicher Mingus! Ja, klar, er war Komponist/Arrangeur/Bandleader, wie nur sehr wenige Erschaffer einer ganz eigenen musikalischen Welt, die sich in keinster Weise reproduzieren (covern) lässt – aber er war eben auch einer der allerbesten Bassisten! Hör Dir mal die 1959er „Mingus at Wonderland“ (United Artists, mit John Handy, Booker Ervin, Richard Wyands und Dannie Richmond) an – das ist seit Jahren die Scheibe, auf die ich verweise, wenn jemand sagt, Mingus sei vor allem Leader/Komponist, denn dort hört man ihn auch richtig toll Bass spielen.
Am Ende kommt es darauf aber für mich gar nicht so drauf an, ich halte die Aufgabe, den Boden zu legen, Sound zu geben, den Puls, die Band zu ziehen oder zu bremsen, für eine sehr anspruchsvolle und kann das auch schätzen, wenn der Bassist keine Soli kriegt… in diesem Sinne wäre etwa George Tucker lobend zu erwähnen, oder ganz besonders auch jazz‘ greatest walker, Leroy Vinnegar, der nur ungern solierte.
Die „kompletten“ Bassisten (die eben alles hatten: TIme, Intonation, tolle Ideen, Technik, Notenlesen…) wie z.B. Richard Davis sind auch in der obigen Liste recht selten (nicht dass ich das im Detail zu jedem sagen könnte, aber bei Ron Carter lässt z.B. die Intonation sehr zu wünschen übrig, bei Paul Chambers auch immer mal wieder – darum hier grad nochmal ein Lob auf Doug Watkins!). Mingus gehört nach meinem Empfinden dazu!

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