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@wohlklang: habe leider etwas länger für meinen chijimi eindruck gebraucht… ist die ep mittlerweile bei dir angekommen?
CHIJIMI 10“
2009 – royal stable music / drag city
(oop)
1. How about thank you
2. Hey Little
3. Champion
4. Face him
„I make women smile, I make men scream, I enter your heart when I enter your dream, I am the champion“
Warum die Chijimi Veröffentlichung bei Drag City unter den Mantel des Schweigens gehüllt wurde, wird wohl immer ein Rätsel bleiben. Zu bestellen gab es sie unter dem geheimnisvollen Listentitel „Beware – Ultraload Version (including Beware artwork reduced to 10“ format)“. Einen Hinweis, dass man bei Bestellung die exklusive Chijimi EP geliefert bekommt, gab es nicht. Glücklicherweise wurde das Ultraload-Geheimnis in verschiedenen Online-Foren recht bald aufgedeckt, so dass der geneigte BPB Hörer sich diese EP sichern konnte, bevor sie vergriffen war. Mittlerweile ist der o.g. Listeneintrag im Drag City Shop nicht mehr zu finden – wohl ein Indiz dafür, dass viele Oldham Hörer auch gleichzeitig internetaffin sind und einschlägige Seiten nach Neuigkeiten über den bärtigen Großmeister durchsuchen.
Geliefert wird die EP leider tatsächlich wie beschrieben, also „beware artwork reduced to 10“ format“, d.h. auch die Tracklist auf der Rückseite ist nicht korrekt. Zumindest hat man sich bemüht, auf das 10“-Sleeve einen Stempel mit Titel, Tracklist und beteiligten Musikern aufzubringen. Diese enttäuschende Veröffentlichungspolitik wird den Songs, die sich auf Chijimi befinden, leider ganz und gar nicht gerecht. Im Vergleich zum großen Bruder Beware, der sich natürlich aufdringt, sind die vier Chijimi Songs deutlich reduzierter. Die verspielte Band des Albums ist um Kontrabassist und Percussionist geschrumpft (letzterer ist allerding auf „Champion“ zu Gast), hält sich dadurch merklich im Hintergrund und geben Oldhams Stimme mehr Raum zur Entfaltung. Wo auf Beware noch Jennifer Hutt fidelte und sang, kommt Backing-Gesang und Violine auf Chijimi von Cheyenne Mize. Ihre Stimme klingt weicher und weniger spitz, was Oldhams Stimmfarbe meiner Meinung nach besser steht. Mit „Among The Gold“ ist von Mize und Oldham kürzlich eine weitere Zusammenarbeit veröffentlicht worden, welche allerdings von Mize angeführt wird.
Wie oben bereits angerissen, rückt Oldham durch die reduzierte Band wieder mehr in den Mittelpunkt. Das Timbre der Einspielung ist gut auf die beiden Hälften der 10“ verteilt. Seite A bewegt sich vom Ausdruck und der Grundstimmung in Ask Forgiveness Gefielden, wohingegen die B-Seite deutlich zweifelnder und düsterer ausfällt. Die besonders sanft und vorsichtig eingesetzte Stimme im Opener ‚How about thank you‘ bewegt in ähnlichem Maße wie bei ‚I came to hear the music‘ von der Ask Forgiveness EP. „I have music here in my body I have choice I have freedom to chose […] and I know that I don’t know a thing“. Auch ‚Hey Little‘ spinnt den Aks Forgiveness-Faden weiter.
Mit der B-Seite, ändert sich die Stimmung schlagartig. „Dark eyes glow at the end of a hall and I enter, here we are, the victim, the champion“. Das Katz und Maus-Spiel mit dem Hörer nimmt ein Ende, endlich werden die Erwartungen, die mit dem Beware Artwork verknüpft waren, erfüllt. ‚Champion‘ ist das Herzstück dieser EP und erinnert stark an die Darkness-Schaffensphase. Oldham zweifelt, spielt mit zynischen Kommentaren und erhebt sich am Ende vermeintlich zum ‚Champion‘. Man mag beinahe an ein verlorenes Eckstück der Darkness-Platte denken.
Insgesamt entspricht Chijimi dem, was ich mir von Beware erhofft habe. Ein wenig mehr Emotionen, zurückgenommenere Arrangements. Das hier ist Oldham, wie ich ihn am liebsten mag.
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