Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 13.03.2011 › Re: 13.03.2011
@ Sonic Juice
Kann Dir in beiden Punkten nicht folgen.
Ad Green: „The Belle Album“ zeichnet sich ja gerade dadurch aus, daß sein Country-Funk-Soul nicht Hi-konform begradigt wurde. Green produzierte selbst, Mitchell hätte ob der unstet-organischen Beats einen Herzkasper bekommen. Kein Perfektionismus, nirgendwo. Nicht zuletzt deshalb könnte ich etwa „Georgia Boy“ stundenlang zuhören, ohne daß es mir je langweilig würde. Was Greens Phrasierungskünste betrifft: okay, er ist nicht O.V.Wright, aber „gespreizte Vokalartistik“? Nope. Mich stört bei ihm lediglich das einfältig christliche Pathos in der Stimme, dem er sich später bei Bedarf verschrieb. Über die Materialwahl seiner LPs (auch seiner besten) läßt sich trefflich streiten, am Ende waren es jedoch nur LPs. Ein Format, das Mitchell erst ab Mitte der 70er Jahre einigermaßen für voll nahm. Bis dahin wurden sie eilends zusammengeschustert, oft wußte Green, als er das Studio betrat, nicht einmal, welche Song-Vehikel aktuell für ihn ausersehen waren.
Ad Blues Rock („aufgeblasen“ auch noch): darunter verstehe ich etwas völlig anderes. Bei Ace kann man die Glätte der Leon-Haywood-Produktion beklagen, aber das war halt dessen Handschrift, und die Begleitung kam von Buddys Touring Band: tight! Das Gegenteil von aufgeblasen. Freilich anfangs der 90er digital produziert, mithin aseptisch klingend. Bei Bland, ebenfalls eine 90er Produktion, passiert so viel zwischen einer Vielzahl von Streichern und Bläsern, die Rhythm Section spielt derart luftig-funky, daß sich die Kennzeichnung „Rock“ schon von daher verbietet, ob mit oder ohne „Blues“ davor. Bei Walker schließlich haben wir es mit einer Quintett-Besetzung zu tun, mit Piano und Saxophon, nicht ganz ohne Rock-Moment (Texas, 1968), aber mit ebenso viel Jazz und noch mehr stoischem Texas-Blues. Mal abgesehen davon, daß sich Walkers eher lakonische Gitarre nicht zu einem Hauruck-Verfahren eignet. Und das ist für mich Blues Rock: Blues-Hau-Ruck mit onanistischem Dideldudeldum
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