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#6
PAT THOMAS: IT COULD HAPPEN TO YOU (van heusen/burke) 2:34
pat thomas (vo), others uncredited, booker little (tp)
rec. ?
from JAZZ PATTERNS | strand 1961
über pat thomas ist wenig bekannt. sie kam aus chicago, hat 1961 diese platte hier mit jazz standards aufgenommen, zwei jahre später für MGM eine zweite mit latin-stücken (DESAFINADO, von lalo schiffrin arrangiert, mit mel lewis, laurindo almeida u.a.). dann kenne ich noch zwei singles (deutlich souliger). and that’s it. und: alles, wirklich alles ist großartig. ihre standard-versionen sind für mich alles relevante interpretationen und es gibt wenig vocal-latin-aufnahmen, die ich so gültig finde wie DESAFINADO. warum pat thomas nicht bekannter geworden ist, weiß ich nicht – vielleicht hat es den profanen grund, dass sie keine umwerfende schönheit war.
Ihre qualitäten kommen in diesem van heusen/burke-schlachtross gut zur geltung: ihre leichtigkeit, die völlig offensichtliche, aber niemals ausgestellte virtuosität, die mitschwebende traurigkeit… ich finde überhaupt nicht, dass ihr nicht-dramatischer gesangsstil auf fehlende persönlichkeit hinweist.
sollte hier jemand mehr über pat thomas herausfinden, würde mich das sehr interessieren.
#7
INGE BRANDENBURG: SUMMERTIME (georges gershwin) 2:34
inge brandenburg (vo), gunter hampel (fl), bobo stenson (p), victor kaihatu (b), pierre courbois (dm)
rec. 11/1965, studio grunewald, berlin
from IT’S ALRIGHT WITH ME | cbs germany / sonorama 1965
inge brandenburg, gefeiert bei jazzfestival antibes als beste europäische jazzsängerin (1958), vom time magazin mit billie holiday verglichen, auf händen getragen von den musikern, gefeiert in skandinavien… und ignoriert und auf (erfolglosen) schlager reduziert von der deutschen plattenindustrie.
ein deutsches frauenschicksal der 50er und 60er jahre, wo es keinen platz gab für selbstbewusste frauen mit überregionalen träumen, mit dramatischem interpretationsstil und einer emanzipierten erotik.
zumindest eine reine jazzplatte konnte sie aufnehmen – mit musikern, die ihrer würdig waren. manches schießt dabei über’s ziel hinaus, zumindest in liveauftritten auf festivals und im fernsehen hat sie reduzierter, manchmal geradezu abgründig gesungen. die universal plant eine neuveröffentlichung verstreuter aufnahmen, diese cd hier (die auch schlager enthält) ist gerade wieder neuaufgelegt worden – aber IT’S ALRIGHT WITH ME ist inge brandenburgs konziseste und selbst-bewussteste platte (the artist alone decides…).
#8
ALAN SHORTER: JOSEPH (alan shorter) 3:09
alan shorter (flh), gato barbieri (ts), reggie johnson (b), rashied ali (dm)
rec. 27.9.1968, a&r recording, nyc
from ORGASM | verve 1968
kennt ihr alle, oder? wenn nicht, selbst schuld. habe mich im letzten jahr intensiv mit dem abgründigen alan shorter beschäftigt, seinem außerirdischen ton, seiner ganz eigenen tradition skurriler, nicht-ironischer pop-grotesken (horror-sci-fi-filmmusik), die er mit den (ebenfalls großartigen komponisten) moncur III und shorter, dem jüngeren, jazzgeschichtlich ganz alleine ausfüllt (ich behaupte aber, dass es diese tradition gibt).
zu der platte habe ich hier ein paar dinge geschrieben.
#9
ROB BROWN: SOUNDS , PT.2: ANTICS (rob brown) 6:26
rob brown (as), daniel levin (cel), satoshi takeishi (per)
rec. ?
from SOUNDS | clean feed 2007
vielleicht ist das wirklich jemand neues für euch hier? Ich kenne und schätze rob brown schon lange, natürlich durch die vielen aufnahmen mit william parker (er ist u.a. festes mitglied des quartetts und der „in order to survive“-gruppe). einiges dazu ist schon gesagt, seine fiebrigkeit, seine attacke, seine überragenden technischen möglichkeiten. brown ist für mich ein no-nonsense-spieler der jüngeren generation, der aus der zorn’schen ironie-ecke wieder mit konzeptioneller feurigkeit herausführt. noch viel lieber als SOUNDS mag ich HIGH WIRE, mit parker und jackson krall. aber, ganz allgemein: ich habe bisher nichts schlechtes von ihm gehört. daniel levin, der cellist, hat ein festes quintett mit nate wooley (u.a. mehrere aufnahmen für hat hut) – die sachen kenne ich aber nicht.
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