Re: blindfold test #2 – vorgarten

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vorgarten

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#4

BOOM BOX: HOW FAR CAN YOU FLY? (akira ando) 11:41
thomas borgmann (ts), akira ando (b), willi kellers (dm)
rec. studio p4, berlin
from JAZZ | jazzwerkstatt 2011

ja, diese cd erscheint gerade erst. ich kenne sie schon länger, weil ich die ehre hatte, einen text für das booklet zu schreiben. thomas borgmann selbst versteht nicht ganz, warum ich das einzige stück ausgewählt habe, auf dem er nur tenor spielt (sonst werden noch sopran, sopranino und mundharmonika eingesetzt), aber ich finde gerade diese riskante länge und konzentration auf ein instrument hier spannend. das trio arbeitet nun schon länger zusammen, kellers und borgmann kennen sich schon ewig (beide kommen aus münster) und haben vor allem im quartett „ruf der heimat“ (mit petrowksy und winckel und gästen von brötzmann bis gayle) zusammengespielt. diese musik, die sie einfach „jazz“ nennen, stellt sich in eine tradition spiritueller, hauptsächlich afroamerikanisch geprägter ‚freier‘ musik, in der es um gesangliche qualitäten geht, durchaus um „schönheit“, nicht um das auflösen von strukturen. „jazz“ ist sehr besonders, eine wirklich beseelte aufnahme mit vielen facetten und hoher konzentration, ohne attitüde oder verkopfte konzepte. sehr zu empfehlen, wenn ein wenig werbung erlaubt ist.

#5

ED BLACKWELL PROJECT: FIRST LOVE (FOR THELONIOUS MONK) (carlos ward) 7:21
ed blackwell (dm), graham haynes (co), carlos ward (as), mark helias (b)
rec. 8.8.1992, yoshi’s, oakland, CA, 3rd annual eddie moore festival
from WHAT IT BE LIKE? – ED BLACKWELL PROJECT VOL.2 | enja 1994

auch dieses stück wurde schließlich identifiziert. ausgewählt habe ich es vor allem wegen graham haynes, der nicht allzu häufig in rein akustischen konzepten mitwirkt, obwohl das für mich immer sehr reizvoll ist. assoziiert wird er meistens mit m-base (er war mitglied der ersten steve-coleman-bands, mit cassandra wilson, geri allen und robin eubanks zusammen), später mit dem hybrid-gebrodel verschiedener bill-laswell-projekte, schließlich mit seinen eigenen, sehr flächigen ambient-platten. dazwischen gibt es aber großartige aufnahmen mit bheki mseleku (BEAUTY OF SUNRISE, von haynes produziert), ralph peterson jr. (ART), rodney kendrick, don byron u.a. für mich hat seine art zu spielen etwas sehr mutiges, es ist technisch gesehen nicht virtuos, aber auch nie einfach oder glatt. seinen ton erkenne ich vom ersten augenblick an. zuletzt war er in bill dixons „darfur“-projekt zu hören und ist gerade mit einer BITCHES-BREW-hommage unterwegs.
carlos ward ist mir auch sehr wichtig, genauso wie blackwell. dieser auftritt beim eddie morre festival in oakland am 8. august 1992, kurz vor blackwells tod, ist von einer großen angespanntheit bestimmt – blackwell konnte kaum noch spielen (was er wiederum grandios über-spielt), haynes geht mit seinen rhythmischen verschiebungen an seine (technischen) grenzen, carlos ward mit in diesem zusammenhang sehr riskantem fireplay auch, auf ganz andere art. dabei entstehen sehr brüchige, schöne momente, fast kristallin, atemlos, verzweifelt. nur mark helias spielt solide und etwas altklug so, als ob er von der eigenartig düsteren schwere nichts mitkriegen würde. irgendwann steigt mit brüchigem ton noch don cherry ein, für ein paar takte nur. enja hat dieses konzert auf zwei alben herausgebracht (die zweite aufnahme heißt WHAT IT IS?), beides eine wirkliche herausforderung.

die restlichen stücke ab morgen.

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