Re: blindfold test #2 – vorgarten

#7938125  | PERMALINK

vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

Beiträge: 12,714

lieber gypsy, ein großes dankeschön für diese intensive auseinandersetzung! mir war nicht bewusst, dass das hier so schwer wird… ich werde deshalb auch ein bisschen offenherziger kommentieren und ein paar hinweise geben.

gypsy tail wind
#1Tenor battle… klassisch-langweilig-modulierender Einstieg des ersten Solisten. Schöner Ton zwar, aber irgendwie nicht meins… ziemlich langweilig und zerfahren. Der zweite Solist ist dann etwas robuster, streut ein paar freiere Phrasen ein… der Track trieb mich in den letzten Tagen fast in den Wahnsinn, weil ich überhaupt absolut gar keine Ahnung habe, wer die beiden sind! Einengen kann ich’s über den Sound: 90er würd ich sagen, der Bass ist übel aufgenommen, so wie das in den späten 70er und frühen 80ern gemacht wurde, der Drummer nervig über beide Kanäle verteilt (streckenweise könnte man fast meinen, es seien zwei Drummer).
Was ich an sich gut finde ist die Idee, ohne Piano (oder Gitarre) eine Tenor Battle zu machen, aber in der Ausführung find ich das ziemlich langweilig. Auch das Stück ist eher eine „throwaway“ Ding als ein richtiges „tune“… es hat sich mir aber nervigerweise in den Kopf gefressen mittlerweile – hab’s bestimmt schon zehn mal angehört. Leute wie Chico Freeman und allerlei ältere Tenorsaxer hab ich schon längst wieder verworfen, heute sehe ich das eher aus der Criss Cross Ecke… Seamus Blake, Mark Turner (der ist subtiler, mehr in Richtung Warne Marsh), Chris Cheek (der ist toller), vielleicht auch Lovano (aber von „Tenor Legacy“ mit Joshua Redman ist das auch nicht)… auch James Carter kommt nicht in Frage, der ist mehr „over the top“… Branford Marsalis? Genug, ich weiss es nicht.
Sind hier zwei Drummer am Werk? Am Ende klingt das rhythmisch so unsauber… seltsam, aber die Aufnahme lässt’s nicht zu, dass ich das wirklich sagen kann! (Da kam dann eben Seamus Blake ins Spiel, der ja u.a. in den Bloomdaddies mit zwei Tenören und zwei Drummern aber mit Elektrobass gearbeitet hat… mit Mark Turner hat er auch was aufgenommen, aber ich bin kein grosser Fan des Criss Cross Labels).

tut mir leid, wenn das hier für dich ein ungewollter ohrwurm wird! ich hänge nicht wirklich an diesem stück, obwohl ich es mag – es sollte ein opener sein und hat mit etwas zu tun, was hier vor einiger zeit ein größeres thema war.
jedenfalls: du ordnest das stück und die beiden saxophonisten zu spät ein. am nahesten am zeitpunkt der aufnahme bist du mit deiner bemerkung über die bass-aufnahmemode. diese ganzen neokonservativen tenoristen tauchen hier nicht auf; das ist im einen fall ein seit-eh-und-je-traditioneller, der allerdings in einigen historischen modernen aufnahmen mitgespielt hat, auf die fast jeder jazzfan irgendwann stößt. danach hat er (fast bis heute, er lebt auch noch) auf kleinerer flamme genauso weitergespielt wie er hier zu hören ist. der andere ist ein paar jahre jünger und spielt hier gezähmter als man es von ihm gewohnt ist. und der drummer ist einer, keine zwei! noch dazu einer, der nun wirklich nicht allzu komplex spielt (was ich nicht negativ meine, er hat auch einen sehr guten ruf)…
ob RVG überschätzt ist, kann ich nicht gut beurteilen. dass andere ihm gegenüber zu unbekannt geblieben sind, stimmt sicherlich. in dem jahrzehnt dieser aufnahme hat er aber auch ganz schöne sachen aufgenommen – kürzlich hatten wir uns mal über abdullah ibrahims NO FEAR NO DIE unterhalten…

gypsy tail wind #2 – Hier find ich zwar das einleitende (und abschliessende) aufsteigende Dingsda deppert, aber jedenfalls find ich das um Welten besser! Schöner Ton, gute Ideen, tolle Stimmung… der Bass gefällt mir auch (ist auch viel, viel schöner aufgenommen). Der Drummer hingegen nervt mich hie und da ein wenig… das Stück bewegt sich in der Art der Rubato-Hymnen, die Coltrane gerne gespielt haben, wirkt aber durch die reduziertere, pianolose Begleitung viel offener und lässt mehr Raum… der Drummer scheint aber nicht so ganz zu wissen, was er jetzt tun soll… impressionistisch ausschmücken, einen feinen swingenden Besen-Beat spielen, oder grooven… grad letzteres stört mich ein wenig (übrigens nicht nur in diesem Stück)… ich hab das in einer der rätselden Mails an redbeans die „hippen Drummer“ genannt, die jüngeren Leute, die nicht mehr das Gewicht und die Autorität von Elvin Jones, Max Roach oder Philly Joe Jones haben und irgendwie – zu meinem Leidwesen – oft eher grooven wollen als swingen, die meist viel leichter klingen und weniger Druck und Wucht mitbringen. Aber egal, am Ende ist das ein ganz schönes Stück, das mit einem flächigeren, impressionistischer (und zugleich druckvoller) agierenden Drummer noch besser hätte werden können. Das Tenorsax gefällt mir aber sehr gut – wohl auch ein bekannter Name, aber ich rate hier nicht schon wieder, habe keine Ahnung, würde aber auch auf einen der vielen Herren tippen, die seit den späten 80ern aufgetaucht sind.

oh je, hier wird dem armen drummer aber wirklich unrecht getan. gerade er gilt (oder galt zumindest lange) als legitimer nachfolger der großen swing-drummer (elvin jones dürfte sein absoluter held sein). hier ist er allerdings auf ungewohntem terrain. viele werden nicht wissen, dass er mal mit diesem saxophonisten zusammengespielt hat (da treffen eigentlich verfeindete welten aufeinander, würde man den feuilletons glauben). aber auch den saxophonisten haben viele ganz anders abgespeichert – und genau sowas nervt mich, weil musiker manchmal aus diesen schubladen nicht mehr rauskommen, egal, was sie machen. ich finde dieses stück für ihn alles andere als untypisch, auch seine spielweise hier ist mir total vertraut. das stück hat er natürlich selbst komponiert.
und – das ist doch kein tenor, gypsy! ich habe mich hier wirklich bemüht, wenigstens dadurch abwechslung zu schaffen, dass ich auch mal ein alt dazwischenstreue!

gypsy tail wind ]#3 – Hier hat schon meine erste spontane Vermutung gestimmt: das ist Peter Evans! Einer der eindrücklichsten Zugänge der letzten Jahre, zumal in Sachen Trompete. Trompetensoli sind ja selten, Leo Smith und Lester Bowie kommen da in den Sinn, auch Jacques Coursil… aber keiner von denen ist technisch dermassen eindrücklich. Und da liegt am Ende auch ein wenig das Problem: streckenweise driftet das Stück für mich etwas ins Etüdenhafte ab, ich kriege gar den Eindruck, dass da einer sich mit Arpeggien warmspielt – das ist sehr schade, denn insgesamt ist das doch ein sehr tolles Stück mit vielen tollen Momenten und trotz der technischen Brillanz auch ein Stück, das immer irgendwie lyrisch bleibt, nie mit übermässig glänzendem, strahlenden Ton hausieren geht. Muss mir von Evans endlich mal was kaufen (das Quartett-Album wurde mir schon vor ein paar Jahren wärmstens empfohlen) – bisher beschränkt sich meine Evans-Sammlung auf Live-Mitschnitte.
Der guten Ordnung halber: wir hören hier wohl „C“ von dieser Doppel-CD.

ja, treffer! peter evans musste dabei sein, weil er mich im letzten jahr (vorher kannte ich ihn gar nicht) in zwei live-konzerten an zwei unterschiedlichen tagen wirklich umgehauen hat. er wurde einfach in das trio AUS (johannes bauer, clayton thomas, tony buck) eingebaut und explodierte förmlich – was mich damals so beeindruckt hat, finde ich auch hier wieder: die ideendichte, die schnelligkeit, dieses auftürmen von komplexität, sicherlich aus einer sehr technischen haltung heraus, „etüdenhaft“ stimmt irgendwie, aber trotzdem ist das ohne vergleich. als typ selbst hat er ja gar nichts protziges, eher was introvertiertes (er ist kurzsichtig, setzt zum spielen aber die brille ab…). ich habe lange gesucht, um eine aufnahme von ihm zu finden, die das widerspiegelt, und das war alles andere als leicht. evans ist noch sehr jung und die bisherigen alben sind alle sehr kopfig, konstruiert und etwas „kalt“ geraten, auch dieses doppel-solo-cd-anstrengung. vielleicht sollte man noch ein paar jahre bei ihm warten, bis er „warm“ wird.

gypsy tail wind ]#4 – Zurück zum Tenor… #4 und ein noch tollerer Musiker als die drei bisherigen. Schöner Ton, mehr Luft, mehr Volumen, altmodischer, singender. Gefällt mir sehr gut! Aber da ist wieder das erwähnte „hippe“ Getrommel… passt hier aber besser ist intensiver (es mangelt aber auch hier an Überzeugungskraft und Wucht, ist mir zuwenig druckvoll). Das höre ich jetzt eher aus der David Murray oder David S. Ware Ecke, also nicht viel älter aber doch ein gänzlich anderer Background als die drei in #1 und #2.
Gegen Ende fastert das Stück aber etwas aus… das Geriffe in den letzten drei Minuten find ich recht öde… die Idee war wohl, an Sonny Rollins‘ endlosen Monologe anzuknüpfen, aber das fällt hier ziemlich flach aus… es klingt auch mal noch eine von Roland Kirks Lieblingsphrasen auf. Ein fahriger Schluss für ein rech tolles Stück.
Ist das William Parker am Bass? In seiner Sessionography nach möglichen Trio-Aufnahmen zu forschen erspar ich mir jetzt mal…

„singend“, das ist hier der punkt! meinetwegen auch altmodisch… obwohl das im ganzen bft die aktuellste aufnahme ist (gerade erst erschienen). mit murray und ware ließe er sich gerne vergleichen, glaube ich. mit einigen ihrer mitspieler ist er schon aufgetreten. mit william parker zum beispiel – der ist hier allerdings nicht zu hören. aber auch dieser bassist hier war mal teil des cecil-taylor-kosmos. den schlagzeuger mag ich sehr, weil er (ähnlich wie rahied ali) einen ganz verqueeren, nicht triolischen swing hat.

gypsy tail wind#5 – Trompete, Altsax, mehr dieser „hippen“ Drums… fängt sehr verhalten an, gefällt mir! Das Trompetensolo gefällt mir, schöner Ton, dahinter etwas zu aufdringlicher Bass. Muss ich gleich nochmal hören… das hier könnte auch das Quartett von William Parker sein, aufgrund der Besetzung (t/as/b/d – Hamid Drake würde da auch einigermassen passen, soweit ich ihn aus solchen Kontexten kenne). Dann wäre das Lewis Barnes, ein mir fast völlig unvertrauter Trompeter – sehr lyrisch!

das ist nicht das parker quartet. obwohl ich lewis barnes sehr mag, würde der niemals so spielen. das ist auch gar keine trompete hier… und diesen schlagzeug als „hip“ in deinem sinne zu bezeichnen, wird dir noch leid tun! der bassist ist für mich hier auch der aufdringlichste, ist aber eine live-aufnahme und ein bisschen unfertig ausgesteuert. den altsaxophonisten (der hier auch komponiert hat und nur das thema mitspielt) kennst du, aber das hilft hier natürlich gar nicht. ich gebe mal den zweiten wichtigen hinweis: der drummer ist der leader.

gypsy tail wind #6 – Das hier ist dann das nächste Stück, das mich auf die Palme treibt… ich krieg’s einfach nicht raus, wer das ist! Die Posaune klingt stark nach Julian Priester… dann wäre Abbey Lincoln wohl die naheliegenste Sängerin – aber sie hat „It Could Happen to You“ anscheinend nicht aufgenommen. Die Aufnahme dürfe von Mitte/Ende der 50er stammen, auch was die Rhythmusgruppe betrifft. Aber wie gesagt, ich bin ratlos. Und Priester ist das wohl auch nicht… Jimmy Cleveland? Hab keine Lust auf endlose Suchen auf Allmusic. Aber ein sehr schönes Stück!

ja, das ist echt schwer – vielleicht die einzige richtige rarität in diesem bft. die dame, die tatsächlich wie eine weichere abbey lincoln intoniert, hat nur zwei (ganz großartige!) platten aufgenommen, dazu ein paar singles. zeitlich hast du sie richtig eingeordnet (ein kleines bisschen zu früh). die musiker sind unbekannt, irgendwo im bläsersatz (allerdings nicht in diesem stück) soll einer quelle nach booker little versteckt gewesen sein.

gypsy tail wind #7 – Das hier ist dann etwas später, aber immer noch ziemlich alt… Anfang/Mitte der 60er? Das Vorbild dürfte das Gil Evans-Arrangement sein – ich dachte dann mal kurz an Helen Merrill (die aber nie mit so geschmacklosem Vibrato und solchen „slurrs“ gesungen hätte ;-) ), aber deren Version von „Summertime“ entstand in den 50ern ausgerechnet auf jener Session des betreffenden Albums, auf der Evans nicht arrangierte. Das Piano klingt älter als die Flöten, eher nach 2. Hälfte der 50er… ist das Herbie Mann an der Flöte? Bin auch hier ratlos… schlau, so weit verbreitete Standards zu wählen, da helfen Allmusic etc. nämlich auch nicht weiter ohne klaren Anhaltspunkt!

ja, die dame ist hier etwas überambitioniert. aber sie hatte leider auch vorher wenig gelegenheit zu zeigen, welch grandiose jazzsängerin sie ist. herbie mann ist nicht der flötist – obwohl das ein nachvollziehbarer gedanke ist. dieser hier ist vor allem als „multiinstrumentalist“ bekannt. der pianist gehört heute zu den ecm-regulars…

gypsy tail wind #8 – Ein kurzes, sehr stimmungsvolles Stück. Toller Sound am Tenor, gefällt mir. Ist der Bassist der Bandleader? Ich werf jetzt den Namen William Parker noch ein letztes Mal in die Runde :-)

der trompeter ist der bandleader. der saxophonist ist hier (in seiner frühphase) wirklich noch toll, das stimmt. mit william parker liegst du hier wieder falsch, aber du solltest nicht aufgeben ;-)
die aufnahme ist jedenfalls älter als parkers erste studiosessions, obwohl er und der trompeter sich angeblich kannten. jedenfalls: du kennst das album, aus dem dieses stück hier ist – da bin ich ganz sicher. eins der großen versteckten meisterwerke des „freien“ jazz.

gypsy tail wind #9 – Das hier ist speziell… erst hat’s mich total genervt (ich dachte: Dolphy-Klon, der aber niemals rankommt), dann gefiel’s mir immer besser. Ist das hier nur ein Drummer oder ist da auch noch ein Perkussionist dabei? Das Cello prägt den Beginn des Stückes, Abdul Wadud ist hier der erste, der mir in den Sinn kommt, am Altsax dann wohl jemand wie Oliver Lake oder Julius Hemphill… die Drums klingen aber irgendwie neuer als aus den 70ern (meine erste Einordnung, die wohl falsch ist). Arthur Blythe? Ist der so agil? Oder eben doch Lake? Weiss es nicht, aber das Stück ist toll… und ja, das ist nur ein Drummer, der die Snare stellenweise mit der Hand bedient… toll!
(Ist es der Opener von hier?)

nein, nicht hemphill, nicht lake, nicht blythe. dieser großartige altsaxer ist erst seit ende der 80er aktiv. prägendster eindruck ist laut selbstaussage jimmy lyons. auf den cellist könnte man kommen, wenn man die aktuellere new yorker szene nach cellisten durchforstet. den perkussionisten (würde ich jetzt eher als „drummer“ sagen) kannte ich vorher nicht. toll, dass dieses stück redbeans und dich überzeugt (wenn auch gegen hindernisse). aus eigenem antrieb hättet ihr euch wahrscheinlich nicht mit diesem großartigen musiker beschäftigt, schätze ich (gilt auch für den herrn in #2).

gypsy tail wind #10 – Ein seltsames kleines Intermezzo, das ich zu Beginn auch nicht mochte, aber das mir mittlerweile auch gefällt – nichts grossartiges, irgendwie vage an Jarrett in den 70ern erinnernd, mit diesem offenen, weit ausholenden Gestus. Keine Ahnung, wer das sein könnte… einmal mehr.

tja… die komposition stammt von jemandem, der für dich sehr, sehr wichtig ist. und der deshalb auch in deinem bft präsent war. die interpretation hier ist natürlich nochmal eine andere sache. wie man vielleicht merkt (achtung: hinweis!), bemühe ich mich bei diesem stück um geschlechtsneutrale formulierungen…

gypsy tail wind 11 – Das ist gleich der nächte tolle Track… wieder ein Tenorsaxer mit einem speziellen Sound, viele Obertöne. Sind das hier zwei Drummer oder wieder einer, der etwas weit übers Stereo-Spektrum abgemischt wurde? Wenn ich mal so eine Idee im Kopf hab (siehe #1) werd ich ganz irr deswegen… Jedenfalls gefällt mir, wie sich das Stück über dem einfachen Bass-Lick entfaltet, das Getrommel gefällt mir hier auch besser als auf den vergleichbaren Stücken zu Beginn der Zusammenstellung. Aber wenn der Bass schnarrt, dann ist das halt wieder der „neue“ Sound, der mir selten so gut gefällt, wie wenn Mingus spielt… ich bin halt voll old school, irgendwie :lol:
Und nö, das ist nur ein Drummer, aber auf den Kopfhörern klingt das schon ein wenig seltsam.
Weiss nicht warum, aber der Saxer hat für mich etwas europäisches…

wie gesagt: das ist für mich mein 2010-hit! hier ist so gar nichts europäisch. der saxophonist stammt aus arizona, bassist und schlagzeuger sind new york natives. ich finde ja, dass der bassist viel von mingus geerbt hat. und der schlagzeuger ist – wie gesagt – selten in solch freien kontexten unterwegs (obwohl dieses stück ja, anders als das gesamte album, gar nicht so „frei“ ist). das trio hat sich später nach dem titel dieser platte benannt. und dieser titel hat etwas mit einer region in costa rica zu tun. ich höre jazz übrigens nur ungern über kopfhörer…

gypsy tail wind #12 – Dieses Stück kam mir schon beim ersten Mal hören vertraut vor… aber ich hab keine Ahnung, wer das sein könnte an der Trompete… ich dachte z.B. an Monks Casino; aber das ist natürlich nicht Monk und weder Schlippenbach noch Mahall tauchen hier auf – aber ich würde mal vermuten, dass das hier auche eher europäisch ist?

ne, wieder nicht europäisch. ich gebe mal ein paar tipps: hier ist wieder der drummer der „star“. die anderen beiden sind regionalgrößen in detroit und – soweit ich weiß – außerhalb dieser stadt nicht allzu bekannt. er ist durchaus mal da raus gekommen, obwohl auch er keine seiten in den jazzführern füllt. auf eine wichtige jazzströmung mitte der 80er hatte er großen einfluss. ist aber ziemlich „unhip“, oder? neben rashied ali einer meiner lieblingsdrummer.

gypsy tail wind #13 – Das hier ist für mich dann der grosse Tiefpunkt… der Saxer, der auch während den Teilen mit Gesang unablässig sein (langeweiliges) Riff bläst, viel zu laut abgemischt ist… die generischen Keys und Beats, die genausogut programmiert wie gespielt sein könnten (das gilt wohl sogar für die Gitarre)… Acid Jazz aus dem UK kam mir in den Sinn, daher mein Tip: Courtney Pine.
Kenne ihn schlecht, aber eben, diese Art Musik interessiert mich auch kaum. Es gibt vom Sax aber ein paar durchaus gute Momente, ein paar Bebop-Phrasen (ein entfernter Verwandter von Steve Coleman?!) und auch der Ton ist gut. Aber am Ende macht mich sowas nur schläfrig und ungeduldig.

o je… ich mag das stück wirklich sehr gerne und dieser saxophonist hätte wirklich ruhm und ehre verdient. ich mag seinen blechernen ton, dieses kratzige und widerspenstige daran, auch seine fiebrig-schwitzigen, mühsam über lange linien & verdichtung zusammengepressten höhepunkte. mit den namen, die du nennst, liegst du furchtbar dicht dran. nach dieser anfangsphase ist es aber erstmal sehr ruhig um ihn geworden und erst seit kurzem ist er wieder aktiv – allerdings in viel experimentelleren kontexten.
was ich aber gar nicht verstehe: kennt hier niemand das original?? das ist doch fast eine hymne des black-power-soul-jazz, funktioniert auch genau so, mit ewig wiederholten gesungenen 4 textzeilen und einem durchspielenden sax… demgegenüber hält sich diese version hier ganz gut – aber, wie gesagt, mit ging es um diesen zu unrecht (wie ich finde) nicht sehr bekannten tenorsaxophonisten.
das „slicke“ arrangement ist natürlich geschmacksache. den rest der platte kann ich auch nicht durchhören. die sängerin kennt man eher aus r&b- und elektronischen kontexten, bassist und schlagzeuger aus dem hiphop. naja. hört das einfach als bonustrack.

ob das jetzt alles zur auflösung beigetragen hat? ich würde mich auf jeden fall noch über ein paar weitere bemerkungen zu dieser auswahl freuen.

--