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puh, erstmal vielen dank für die vielen, ziemlich denkwürdigen bemerkungen. weiß jetzt gar nicht, ob ich mich nicht erstmal rechtfertigen muss…
also: ich habe nichts gegen klavier! aber ich sehe, dass es diesem mix an abwechslung mangelt. dass ich ein ausgesprochener fan des instrumentariums saxophon-bass-schlagzeug bin und das hier stark repräsentiert ist, hat damit nur bedingt zu tun. ich glaube, meine panik war zu groß, um alles auch historisch etwas breiter anzulegen. vielleicht kriege ich ja dazu irgendwann nochmal eine chance…
darüber hinaus freut es mich aber, dass du so vielen stücken etwas abgewinnen konntest! die auflösungen werden dich wahrscheinlich auch ziemlich wundern – es sind doch durchgängig ziemlich bekannte musiker hier zu hören.
redbeansandrice1) weiß jetzt gar nicht so recht, woran ich das festmache – aber das hier ist nicht so mein Ding… ein bißchen unruhig, ein bißchen karg, der Bass zu aufdringlich… ungefähr (sicher nicht ganz) die Kälte, die man auch bei Steve Coleman bemängeln kann… wobei ich dem ersten Tenoristen noch attestieren würd, dass sein Ton nicht das Problem ist, der ist ein bißchen wärmer als man das oft in so einem Kontext hört… aber letztlich stellen beide die komplexen Bausteinchen aus dem gleichen Bastelkasten übereinander… bei den Fours am Ende liegt es dann in der Natur der Sache, dass man sich nicht ganz so langweilen kann… trotzdem, ich bin dagegen, mit den großen Tenor-Battles von einst hat das wenig zu tun…
gut, das ist ein jam. und daraus ist kein battle geworden, das höre ich auch so. liegt aber vielleicht daran, dass beide tenoristen wirklich ausgesprochen unterschiedlich sind, was man hier – merwürdigerweise – gar nicht so hört. kennen dürften die meisten hier beide. das stück ist drin, weil ich es als wirklich gute improvisation über bekanntem material einschätze. und weil ich ein fan des drummers bin. und weil ich dachte, dass man mit dieser eher lockeren form hier einen guten opener zur verfügung hat.
redbeansandrice2) viel mehr auf Klang gespielt, will gar nicht beschwören (vermute aber stark), dass das andere Musiker sind; mit sowas macht man sich hier sehr viel eher beliebt, bei dem Tempo kann selbst ich nachvollziehen, wie der Saxophonist Sachen mit dem Rhythmus anstellt, und der Bassist ist sehr aktiv, klingt dabei aber super (vielleicht ist er auch einfach anders aufgenommen…); der Saxophonist ist vom Ton her vielleicht nicht grad spektakulär, aber der Ton ist sehr schön, und er verwendet die ganze Range des Instruments, und sorgt so für Abwechslung… wenn es noch drei Prozent besser wär, würd ich das vielleicht auch privat hören… ach, eigentlich auch so schon…
ja, der ton ist sehr schön. das wird bei diesem saxophonisten meistens unterschlagen. hätte hier gedacht, dass man ihn wirklich sofort erkennt (ich bräuchte zur identifizierung nur einen ton).
redbeansandrice3) das ist jetzt zum Beispiel ziemlich großartig… Solotrompete, für Jacques Coursil oder Bill Dixon vielleicht nicht ganz verhangen genug (ohne die beiden gleich ausschließen zu wollen), da rat ich mal Leo Smith… ne das ist ein tolles Stück, wie er es schafft mit diesen fließenden Linien Flächen zu erzeugen (oder so) und dabei doch energisch zu bleiben; ohne das wirklich beurteilen zu können, klingt das auch technisch sehr gekonnt…
sehe ich auch so, ist auch ein gutes beispiel für das, was er kann, auch wenn er etwas protzt, wie ich finde. coursil kenne ich gar nicht, dixon und smith sind es nicht.
redbeansandrice4) das ist so gut, dass es fast Fred Anderson sein könnt… ist es eher nicht, dafür ist es nicht großspurig genug… aber schön, diese Art von Musik (Tenor/Bass/Drums) hält man (also, ich) nur aus, wenn sich alle Mühe geben, dass es nicht stehenbleibt, keiner versucht sich irgendwo auszuruhen, zu hypnotisieren oder übermäßig clever zu wirken – wenn das so gut gelingt wie hier, darf es auch mal 12 Minuten dauern… kann gar nicht sagen, dass ich den Tenoristen jetzt als so eine herausragende Stimme wahrgenommen hätte – aber das durfte wohl auch nicht, dann wär es zerfasert, der Bass ist – blöd gesagt – immer direkt hinter ihm gewesen, dadurch konnt der nicht langweilen und es war alles schön lebendig…
ich finde: doch, eine ziemlich herausragende stimme (die nicht fred anderson gehört, den ich auch gerne in meinen bft aufgenommen hätte, zumal bei meinem saxbassdrums-schwerpunkt). freut mich, dass es für dich auch über die länge trägt. bin sehr gespannt, ob da jemand drauf kommt.
redbeansandrice5) das klingt jetzt seltsam vertraut, zumindest das Stück, wenn auch eventuell nicht diese Version scheine ich zu kennen… alles schön matt wie vorhin gefordert, vielleicht eine kleine Spur zu langweilig – und mit Klavier würd das alles direkt viel eindrücklicher klingen – im Rahmen des möglichen aber sehr schön, wenn auch vielleicht ein bißchen lang…
hier geht es mir um den solisten, ein ganz persönlicher held, in seiner zurückgenommenheit und seinem tonfetischismus (wie hört ihr sein solo? ich bin da völlig verliebt & unkritisch). man kennt ihn in solchen kontexten kaum. die anderen drei sind bekannter als er.
redbeansandrice6) endlich Klavier, vor dem Hintergrund hört man auch so eine (dezent gespielte) Posaune gern… nun gut, aber die meiste Zeit steht diese Sängerin im Vordergrund, und die ist nicht total schlecht, aber sie nervt irgendwie… wenn ich raten müsst, würd ich fast Dinah Washington sagen… aber Sinn macht das nicht so recht, zumal mit der kargen Begleitgruppe… ohne es ausprobieren zu wollen, denk ich, das ist schon eine Sängerin, die ich mir gelegentlich anhören könnte, nicht so maniriert wie viele im Jazz, aber doch ein bißchen zu sehr, zumal sie nicht besonders interessant ist… rein vom Klang her find ich sie aber doch vergleichsweise gut…
ja, sorry, endlich klavier… pianist wie auch der posaunist sind leider unbekannt. die sängerin singt alles andere als maniriert, sondern klar, einfach und effektvoll. in ihren sound bin ich verliebt, so einfach ist das.
redbeansandrice7) Arrangements, die was hermachen, nur wenn dabei gesungen wird? tsts… der groove ist ein bißchen nach Schema (die Pharoah Sanders Impulse Alben…), aber die Sängerin gefällt mir im Rahmen von Jazzgesang doch ziemlich gut, die Flöte auch, die wohl am meisten…; ok, und dann wird es plötzlich ein Walzer, was ein kleines bißchen albern ist… aber gut, soll mir recht sein, wenn ich das Stück irgendwo beim Einkaufen hören würd, wär ich sehr angetan… [ok, irgendeine Art von Walzer ist es von Anfang an – aber dieser Moment wo die Musik einem „Hallo ich bin ein Walzer“ ins Gesicht schreit, ist trotzdem klar auszumachen…]
ich liebe ja jazz-walzer. sanders ist richtig, was die zeit angeht. flötist ist nicht unbekannt. mehr sag ich dazu erstmal nicht.
redbeansandrice8) gut, das ist jetzt mehr so auf Frequenzen gespielt, ich rate mal Bill Dixon… gefällt mir ganz ausgezeichnet, gestrichener Bass ist immer ein großes Plus, ein ganzes Album hiervon zu hören, klar das ist nicht leicht – obwohl die Musik einem absolut nicht wehtut… aber für drei Minuten ist das hier genau richtig…
nicht dixon. den musste ich drin haben, was etwas schwierig ist, weil sein spiel wirklich völlig unvergleichbar ist. gemeinerweise also ein etwas untypisches stück, obwohl… ein ganzes album in diesem stil hat er jedenfalls nicht aufgenommen.
redbeansandrice9) Ist das ein ganz normaler Bass? wirkt alles relativ komponiert, verschachtelte Linien klar, aber der Altsaxophonist gefällt mir trotzdem überaschend gut, geringfügig brennenderer Ton, als bei vielen modernen Saxophonartisten (vielleicht ist er auch nicht soo modern…?), und so komplex das eine oder andere ist, was er spielt, er strahlt dabei nicht diese Sicherheit und Überlegenheit aus, die mir so oft auf die Nerven geht… vielleicht würd ich jetzt echt soweit gehen, das hier als gelungensten Track bis hier zu bezeichnen… ja, warum nicht… was das ist, keine Ahnung… Thomas Chapin stell ich mir zum Beispiel so vor (ohne ihn je richtig gehört zu haben)… diese gestimmten Trommeln sind auch ein interessanter Effekt, wer die hat, darf auch mal ein Schlagzeugsolo spielen… was denen hier wirklich gelingt, ist eine Band die trotz der sparsamen Besetzung interessant genug klingt…
kein normaler bass. großartig, dass du den saxophonisten magst! obwohl er nicht gerade wenig aufnimmt, finde ich ihn als eigene stimme ziemlich unterschätzt. er hat so eine schöne attacke, aus dem nichts heraus, ein bisschen wie dolphy. immer im nicht-effekthascherischen aggressionsbereich (anders als… chapin). mit der percussion hadere ich noch ein wenig – hier geht das sehr gut, finde ich.
redbeansandrice10) Da wünscht man sich die ganze Zeit ein Klavier, und dann kommt sowas … bin ja echt ignorant genug, dass ich nicht mal hören kann, ob es sich hier um ein Duett von zwei Pianisten handelt, oder einen einzelnen… und auch hier gilt – in einem Laden für Sportbekleidung wär ich sehr angetan, sowas schönes zu hören, ansonsten plätschert mir das alles zu sehr, ist nicht völlig ohne Charme, aber ein bißchen ohne Ziel schon… und die ultimative Schönheit, die fehlt auch…
piano solo. sportbekleidungsläden mit dieser musik würden mich zum bekleidungsintensiven sport ermuntern. das sind zwei hommagen hier: an die interpretation und an die komposition. das thema hat bei aller einfachheit einen ganz berührenden twist, finde ich. bin sehr gespannt, ob das jemand errät. piano solo sollte natürlich auch eine kleine entschädigung sein…
redbeansandrice11) tut nicht weh, zieht aber doch ziemlich an mir vorbei… vielleicht kann man sagen, die Sorte Track, bei der ich Angst hatte, dein BFT würde voll davon sein (zumal nachdem ich 1) gehört hatte)… ich kann mal wieder den großen Bogen nicht hören, der Bassist klingt geringfügig besser als manche vergleichbaren Bassisten, aber ist mir alles zu viel Getrommel und Bass, gibt doch so viele andere schöne Frequenzen… und der Saxophonist… vom Sound her kann man dem nichts vorwerfen, auch der ist deutlich besser, als etwa die beiden Herren in Track 1)… sagen wir: Kann tatsächlich sein, dass das hier wachsen würde, wenn ich es mir sehr oft anhören würd/dass es live was für mich wär…)
(Aus Neugier: ist das Geräusch um 5:09 ein Artefakt oder intendiert?)
geräusch ist leider ein artefakt (bei 6:56 gibt es noch ein kleines), ist mir nicht aufgefallen, weil ich das stück quasi auswendig kenne und nicht mehr genau reingehört habe. das, was ich wohl im letzten jahr am häufigsten aufgelegt habe – aber nur das stück, der rest der platte fällt dagegen etwas ab. fantastisch (und für mich sehr überraschend, da ich ihn in weniger freien kontexten kenne) ist hier der drummer; was der da macht, wie der über die ganze länge die energie anzieht, hat für mich etwas magisches.
redbeansandrice12) Theoretisch hab ich lange gedacht, Trompete/Bass/Schlagzeug sei genau meine Besetzung, viel mehr als das gleiche mit Saxophon oder Klavier statt Trompete… ist so nicht ganz richtig; glaub von den bisher gehörten Trompetern gefällt mir dieser hier mit am wenigsten, zu sehr aufs Signale geben fokussiert, mäandert zu sehr vor sich hin, spielt zu wenig auf Sound… das Rhythmusteam gefällt mir dafür vielleicht eine Spur besser als andere ähnlich unaufdringliche Rhythmusgruppen… kein Ausfall, aber ein bißchen langweilig dann doch…
ich mag den trompeter. aber hier ging es mir um den drummer. auch ein held, auf den ich nicht verzichten könnte.
redbeansandrice13) wie die Faustregel sagt: Ein etwas bunteres Arrangement… dann wird auch gesungen… und zwar auf wenig ansprechende Art mit geringfügigen Unterbrechungen… ich bin nun ein großer Freund von E-Piano und dergleichen… aber das hier ist mir irgendwie doch zu slick – wobei mich eigentlich deutlich mehr stört, dass das Saxophon nicht so richtig integriert wirkt, fast als würd er einfach über einen vorhandenen Track eine Saxophonspur spielen (er kommt dem Sänger ja auch durchaus gelegentlich in die Quere) – vermutlich macht er das wirklich… ohne dem Saxophonisten alle guten Eigenschaften absprechen zu wollen, das hier ist Käse…
slick nehme ich hin, käse nicht. saxophonist ist kein gast, eher der gastgeber. sich selbst nicht übermäßig zu integrieren gehört bei ihm zum programm. deine geschlechtszuordnung beim gesang ist übrigens falsch. auch sie mag ich sehr. komposition ist nicht bekannt?? ist eigentlich viel zu leicht für einen bft…
also nochmal: vielen dank! ist extrem spannend, ein quasi voreingenommenes feedback zu bekommen. geraten ist nichts, alles fragen sind offen. freue mich über weitere kommentare, wie umfangreich auch immer sie ausfallen mögen.
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