Re: PJ Harvey 2011

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PJ HARVEY – Troxy – East London – 27.02.2011

Back from London!

Es gibt eigentlich nicht sehr viel zu berichten. Polly und Band spielten exakt den gleichen Set wie vor einigen Tagen in Berlin. Eine Überraschung war das nicht, bei den beiden aufeinanderfolgenden Berliner Auftritten wurden die Sets in der Art variiert, dass am 2. Abend ein Song weniger gespielt wurde (?!). Und auch auf ihren letzten Tourneen glänzte Frau Harvey nicht gerade mit einer variablen Setlist.

Der Auftritt an sich wurde wie die vorausgegangenen Abende bestritten. Polly auf der linken Bühnenseite, die drei Herren auf der rechten. PJ trat wieder im schwarzen Kostüm auf und verzichtete auch vor heimischem Publikum auf jegliche Ansprache. Musik und Gesang wurden souverän und perfekt vorgetragen, wobei es auch im Troxy wieder kleinere Soundprobleme gab. Die Höhen waren nicht mehr so übersteuert, aber es war ein wenig leise und etwas drucklos.

Meine, beim Berliner Auftritt, gesammelten Eindrücke zu den einzelnen Songs verfestigten sich, wobei mir „England“ immer besser gefällt und „In The Dark Places“ sich zu einem meiner Lieblingssongs entwickelt. „The Glorious Land“ ist live ein Highlight, was unter anderem an dem tollem Schlagzeugspiel und dem vordergründigen Beat liegt, durch den sich PJ Harvey zu einer kleinen und seltenen Tanzeinlage hinreißen ließ. „Written On The Forehead“ war wieder zu ausladend, „Hanging In The Wire“ wieder einfach nur langweilig. Sollte sie in näherer Zukunft die Setlist vielleicht doch noch einmal variieren, würde ich vorschlagen diese beiden Songs (und nur diese beiden) des neuen Albums gegen zwei Klassiker auszutauschen.

Sonst war es natürlich sehr interessant ein Konzert in England zu besuchen, was für mich eine Premiere war. Trotz der Ähnlichkeiten zum Berliner Gig war es in keiner Sekunde langweilig. Das Troxy ist, wie der Admiralspalast, ein toller Auftrittsort. Die bestuhlten Ränge bzw. Balkone reichen tief in den Saal, die Reihen sind ziemlich abschüssig, so dass man einen guten Blick auf die Bühne hat. Von den Stehplätzen vor der Bühne bekommt man allerdings nicht viel mit, da diese von den oberen Plätzen kaum einzusehen sind. Hier liegt vielleicht ein kleiner Nachteil der Sitzplätze im Troxy, sie schaffen eine gewisse Distanz zum Geschehen, man kommt sich manchmal vor, als wäre man nur der heimliche Beobachter eines Konzertes, das in Wirklichkeit für das stehende Publikum vor der Bühne gegeben wird. Das Publikum war sehr respektvoll, zumindest im meinem Umkreis wurde nicht viel geredet, sondern der Musik zugehört. Auf der anderen Seite war es, trotz der bei Harvey-Konzert üblichen Begeisterung, ein wenig distanzierter und geordneter als das deutsche Publikum. Man steht auch auf einem Konzert brav in der Schlange vor der Bar, wartet aufs Getränk und tritt niemanden zu nahe oder verletzt dessen persönliche Zone (sehr angenehm). Polly und Band werden zum Abschied gefeiert, aber das Ende des Zugabenblocks wird akzeptiert, ohne noch minutenlang weitere Zugaben zu fordern. Warum auch? Schon vor Beginn des Konzertes kann man die genaue Uhrzeit des Endes auf diversen Informationszetteln ablesen.

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