Re: PJ Harvey 2011

#7930517  | PERMALINK

carrot-flower
Moderator

Registriert seit: 26.09.2007

Beiträge: 3,122

Prima Bericht, foe, da brauch ich bloß noch zu unterschreiben!

Ergänzen möchte ich, wie sehr mich Pollys Auftreten beeindruckt hat. Diese Kostümierung als eine Art mythische Gestalt gefällt mir ausnehmend gut, und selten war der Einsatz von Bühnennebel so sinnvoll. Ob man Pollys Hinwendung zum latent Politischen mit Krieg als anthropologischer Konstante nun gutheißen will oder nicht, sie hat sich ein sehr stimmiges neues Gesamtkonzept einfallen lassen und präsentiert es auf jeder Ebene glaubwürdig. Umso spannender aber dann die Brüche, wenn die mahnende Fee plötzlich statt mit Autoharp mit E-Gitarre aus dem Nebel steigt oder eben einen der alten Gassenhauer wie eine Klimtsche Göttin schrummelt (gut, dass sie auf Zeilen wie „Lick my legs“ verzichtet hat, spätestens da wäre es bei all den Kleiderfalten unglaubwürdig geworden). Erstaunlich auch, wie sich die gestandenen Mitmusiker in dieses neue Bild einfügen. Mick Harvey etwa wirkte, als habe Polly ihn eigens für diese Tour in einer Folkkneipe aufgegabelt.

Sympathisch fand ich, dass Polly bei aller Inszenierung auf eitle Selbstdarstellung völlig verzichtete und dem Publikum keinerlei Gelegenheit bot, sie so abzufeiern, wie es möglich gewesen wäre. Messianische Gesten auf der Bühne sind einfach widerlich, und es spricht für PJ, dass sie sich ganz der Musik widmete und den entfesselten Berlinern nicht noch Zucker gab.

--

the pulse of the snow was the pulse of diamonds and you wear it in your hair like a constellation