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gypsy tail windOb daran so viel neu war? Jedenfalls gibt es in der Zeit nicht grad haufenweise Klavier-Trio-Alben. Klar, von Bud Powell kam regelmässig was, die Debuts von Leuten wie Horace Silver, Wynton Kelly oder Kenny Drew waren in den Jahren davor erschienen (und wenigstens das von Silver wohl bereits auf 12″ zweitverwertet) … Red Garland brachte auf Prestige ein Album nach dem anderen, Randy Westons erste Aufnahmen waren draussen, Drews Musical-Sachen (alles auf Riverside).
Und ja, in den Fünfzigern spielt Evans noch anders, treibend, Grenzen auslotend, oft hart swingend. Insgesamt mag ich diese Phase in seinem Werk wohl am liebsten, sogar noch lieber als das famose Trio mit Scott LaFaro. Man muss da natürlich Sideman-Aufnahmen miteinbeziehen, besonders jene mit George Russell („Jazz Workshop“ und „Jazz in the Space Age“, beide Decca).
gypsy tail windÄhm, bin etwas zerstreut: die Auflistung oben, im ersten Absatz, soll durchaus suggerieren: ja, an Evans‘ Spiel war wohl von Anfang an einiges neu!
Ich selbst habe nicht genug Hintergrundwissen, um das wirklich beurteilen zu können. Auch höre ich als Nicht-Musker nicht harmonische Raffinessen oder ähnliches, was Bill Evans neu eingeführt hat, bewusst. Aber dass solch zupackende – ich sag mal – viel mehr im Blues und im Bop steckende Pianisten wie Monk, Silver oder Powell deutlich anders klingen, ist selbst für mich altes Holzohr nicht zu überhören. Die Leichtigkeit, Filigranität und Eleganz von Bill Evans‘ Musik entgeht mir keineswegs! Nur ist diese Besonderheit heute wohl nicht mehr so offenbar, da im Kielwasser von Bill Evans viele andere Pianisten ähnlich wie er gespielt haben und spielen.
Die kurze Aufnahme von Waltz For Debby ist zum Verlieben!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)