Re: Andrew Hill

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gypsy-tail-wind
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clasjazVielen, vielen Dank für diese wunderbaren posts! Ich habe gleich noch einmal „Point of Departure“ aufgelegt – über „Refuge“ und den alternate take von „Dedication“, die ich noch einige Male hören werde heute, komme ich heute aber nicht mehr hinaus. Mir ist es endgültig schleierhaft, wie man bei Hill von „akademischer“ Musik sprechen kann. Und so fein sie da alle sind: Wie Dolphy in „Refuge“ reinkommt und Hill sofort umschaltet auf die richtige harmonische Freiheit – mit ein paar wenigen Tupfern -, ist wirklich anrührend, herb und tief. Dann auch diese ständigen Todesblinzeleien, der „Death march“, auch sonst so häufig bei Hill. Der lyrische Schluss von „Dedication“ ist mir eine freundliche Ironie -aber eine, die nicht auf sich aufmerksam macht. Kunst. Keine Akademie.

Ja, bei „Point of Departure“ öffnet sich etwas in Hills Musik… und es öffnete sich für einen Moment lang – aufgrund der Hill-Zitate mutmasslich dank Williams? – etwas weiter als später… jedenfalls scheint für mich die gewonnene Freiheit auch bei „Andrew!!!“ und „Pax“ noch spürbar zu sein, aber doch weniger klar ausgekostet zu werden. Die lyrische Strenge der zweiten und dritten Session (also „Smokestack“ und „Judgment“) ist es wohl, die mich ursprünglich so zu Hill hinzog, und sie behält weiterhin eine enorme Faszination auf mich. Aber dieses Zusammenspiel von Lyrizismus und Freiheit, von Wildheit und Struktur, wie Dolphy sie ebenso wie Hill perfektioniert hat, die macht „Point of Departure“ zu einem ganz besonderen Album – und genau in dieses „Dazwischen“ (darf ich den „abîme“ einwerfen?) passt eben auch Kenny Dorham ganz wunderbar! Er war wohl eher als der damalige „partner in crime“ von Joe Henderson zur Session geholt worden, aber erwies sich als ein absolut genialer Glücksgriff!

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