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clasjazJa, danke für die Erläuterung, katharsis. Das, was psychogrammatisch ermittelbar oder bekannt ist, halte ich auch für wichtiger für das Werk als die bloße Tatsache seiner Dirigierverpflichtungen – obwohl die sicher auch ins Psychogramm gehörten. Dass die „Traumatisierungen“ ebensolche gewesen sein könnten, dass das Hören der Marschkapellen und des Leierkastenmanns Bedeutung haben – unbestritten. Zu schweigen von Madame A., da lässt sich wenig zu sagen, so weit im Hass gegen sie wie Wollschläger würde ich vielleicht doch nicht gehen, da Mahler ihr auch ein paar Steine in den Weg gelegt hat.
Was Du dann schreibst, ist so ungefähr das, was ich meinte, seltsam manchmal die Diskussionen. Nicht alle Schattengemüter sind wohl Mahler. Erinnert mich an Sartre über Flaubert: „Flaubert war ein Bürger, aber nicht jeder Bürger Flaubert.“
Einmal mehr glaube ich, dass die Frage, welche „Erhellung“ irgendein Weg, z. B. der über die psychische Erfahrung, für das Werk bedeutet, eine Interessensfrage ist. Aus den Interessen folgt dann, welche Zentrierungen erhellend sind für den Hörer. Mich interessieren Biografien immer weniger, es sei denn, sie sind gut geschrieben, as far as I’m concerned. Aber für das Werk hat mir das noch nie irgendetwas gebracht. Mir ist daher dieser Umkehrschluss lieber: aus dem Werk eine Biografie zu konstruieren. Nein, auch nicht wirklich, das geht meistens schief bis hin zum Kitsch.(Mahrendorff kenne ich nicht, aber als Musikwissenschaftler sollte er selbstverständlich auch Autor sein.)
Gilt nicht dennoch in aller erster Linie das WERK, also hier das ‚Gesamtwerk‘ Gustav Mahler’s an sich?
DIE MUSIK ?
Bildet G.Mahler irgendeine sonderliche Ausnahme, ihn ‚psychogrammatisch‘ unter eine spezifische Lupe zu halten?
Ich denke absolut nicht und kann auch keinen absonderlichen Beweggrund dafür erkennen.
Künstlerischen GENIE’s – ja ich wende diesen Begriff für Mahler hier bewusst noch an – , die Herausragendes für die Musik/Kunstgeschichte auf immer schufen, ist ’nur‘ mit ‚Psychologie‘
undenkbar auf die Spur zu kommen. Das betrifft selbst BACH / MOZART / BEETHOVEN usw.
G.Mahler als Komponist „empfing“ , wie er selbst sinngemäß sagte, seine Inspirationen für seine Werke
„nicht von dieser Welt“. Ihm sei, als „spräche das Universum“ durch ihn hindurch, und er schriebe
nur auf sein Notenpapier nieder, was ihn insperiere.
NIEMAND von uns hier besitzt auch nur annähernd diese Gabe.
Was ausschließlich hinterlassen werden sollte und wollte, bleibt die „Sprache der Musik“.
Sie fasziniert mich unverändert primärst als alles sonst , was darüber in Worten versucht wird,
ihr und ihrem WARUM unverändert vergeblich näher zu kommen.
Was MUSIK mir gibt, bleibt nur in eben diesem Kontext stehend, den die wunderbaren Komponisten
meinten, als sie ihre Werke einst niederschrieben. Kaum zu sagen, wie >arm und leer< unsere oxydente Musikgeschichte dastände, hätte es sie und ihre inspirativen Energien nicht gegeben.
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