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Anonym
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katharsis Seine Persönlichkeitsstruktur war nunmal zwanghaft und pedantisch und das mag durchaus als Erklärung gelten, nicht umsonst determiniert die Persönlichkeit den Menschen.
Q.e.d. Nein, wirklich, ernste Frage: Was erklärt es denn? Dass Mahler besessen arbeitete? Das wäre eine Tautologie. Dass er selten zufrieden war mit dem Komponierten? (Was so m. W. nicht stimmt.) Meinetwegen hätte Mahler der lustigste Hans-guck-in-die-Luft sein können, unbeschwert, unpedantisch usw. – Hauptsache, er hätte seine Werke geschrieben. Bevor Du jetzt sagst: das hätte er eben nicht, wenn er nicht eine zwanghafte Persönlichkeit gewesen wäre: mag sein, aber was aus der Zwanghaftigkeit herauskommt, steht auf einem anderen Blatt, so meine ich es. Mir erschließt sich einfach der Erklärungswert einer psychologischen Diagnose für das Werk nicht – obwohl ich gar nicht bestreite, dass die Diagnose zutreffen kann oder hier auch zutrifft. Nur, für’s Hören bringt mir das gar nichts (zur Sicherheit: Betonung liegt auf „mir“).
katharsis Auch darf man nicht außer acht lassen, dass auch so etwas wie komponieren Arbeit ist. Warum darf man sich dieser dann nicht mit solchen Konstrukten nähern? Mahler’s Einstudierungen an der Hofoper usw. Sind doch schreiender Ausdruck seiner Pedanterie.
Kunst ist immer Arbeit. Aber was das mit den Konstrukten zu tun hat, verstehe ich nicht. Dass man sie gebrauchen kann: siehe oben, natürlich, warum nicht? Hängt vom Hörer ab. Und auch, was die Arbeit an den verschiedenen Opernhäusern, die er so absolviert hat, betrifft, wüsste ich nicht, was die Auskunft, das sei Pedanterie, mir bringen soll. Dann ist er halt pedantisch. Wunderbar.
Pedanterie – das ist so eine Dachvorstellung, unter die alles Mögliche fallen kann. Nimm den Arrau, äußerst pedantisch in den Vorbereitungen seiner Einspielungen, Kenntnis des Gesamtwerks sei nötig, der Zeit, in der der Komponist gelebt hat, Notentext heilig usw. (Ich höre ihn übrigens gern von Zeit zu Zeit.) Das Ganze unter der weiteren Dachvorstellung, man müsse dem Werk „dienen“. Genau das wollte Mahler vermutlich auch, als er die Noten so mancher Leute geändert hat. Noch einmal: dann sind sie eben pedantisch, zwanghaft, whatever, aber was sagt mir das über das Spiel, über das Komponieren, über die Arbeit? Was erklärt das?
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