Re: Die Mutter aller Listen – gypsy goes jazz

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gypsy-tail-wind
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ferryVon (oben empfohlenen) Fletcher Henderson habe ich mir zum Einstieg mal eine Billig- Compilation gekauft.
Die Musik ist sehr gut. Aber mit der Stimme von Chuck Richards habe ich wirklich Probleme. Würde mich daher mal interessieren, wie ihr dazu steht.

Also, endlich… Fletcher Henderson 1937.

Nun gut… erstmal muss man sagen, dass damals -trotz toller Musiker/Solisten wie Chu Berry, Ben Webster, Emmmett Berry oder Hilton Jefferson die Luft schon längst draussen war. Hendersons Geschichte war keine erfreuliche (es gibt ein Buch, das ich allerdings noch nicht habe/kenne), seine Karriere war viel kürzer als sie hätte sein können.

Aber egal, Du hast nach Chuck Richards gefragt: meine Meinug ist, dass er auf den schnelleren Stücken ganz ok ist, aber auf „Worried Over You“ etwa ist er grässlich – obwohl das Stück (mit Drummer Pete Suggs am Vibraphon) toll ist und streckenweise fast nach Red Norvo klingt. Auch auf „Trees“ ist er überaus schröcklich. Aber wie gesagt: ich kann den Gesang bei Bedarf auch auf solchen Stücken einigermassen problemlos ausblenden und ignorieren und die Musik davor, dazwischen, danach und drumherum geniessen.

Was Henderson-Compilations betrifft: komplett gibt’s seine Musik nur in den längst vergriffenen Chronological Classics (ich hab zum Glück fast alle davon), dann gibt’s die erwähnte Columbia/Sony-Box „A Study in Frustration“ (der Titel bezieht sich auf Hendersons Leben/Karriere), von der die LP-Version bestimmt zu bevorzugen ist (die CD-Ausgabe leidet unter übermässigem NoNoising).
Es gab auf dem Forte-Label auch mal eine 3CD-Box mit allen Takes, die Louis Armstrong mit Henderson aufgenommen hat (man kann die Alternate Takes auf auch zwei Neatworks-CDs finden, das ist ein österreichisches Label, das ergänzende CDs zu den Chronological Classics veröffentlicht hat… die sind oft noch problemlos zu finden, während die Classics leider vor ein paar Jahren verschwunden sind, da das Label keinen Vertrieb mehr fand und schliesslich einging).

Zum Einstieg würd ich wohl zur RCA Doppel-CD Indispensable Fletcher Henderson raten. Alternativ gibt’s auch bei Fremaux eine bestimmt gute Doppel-CD (das Booklet dürfte eher noch besser sein).

Dann gibt es zwei Volumes von Timeless (Vol. 1, Vol. 2), welche 1925-26 bzw. 1927-28 abdecken.

Vom schottischen Hep-Label (üblicherweise klangmässig unter den besten!) gibt’s auch zwei CDs, welche 1931-33 („Yeah Man!“) und 1934 („Wild Party!“) abdecken. Leider scheint derzeit nur die erstere greifbar zu sein (hier z.B.).

Eine einst geplante Mosaic-Box wird wohl nicht mehr erscheinen. Einiges ist schon im Chu Berry Set, weiteres wird hoffentlich bald in einem Coleman Hawkins-Set (erste Infos hier) erscheinen

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