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Ich finde meine Bewertungen für Lockjaw ja ziemlich gut *** ist mal grundsätzlich in Ordnung, **** ist ein tolles Album, alles was drüber liegt fällt dann langsam unter Lieblingsalben oder Meilensteine – und letzteres hat Lockjaw nunmal einfach nicht abgeliefert.
Für mich fällt er irgendwie in die Kategorie „Arbeiter“ – ein enorm solider Musiker mit einem unverwechselbar individuellen Sound, aber – wie etwa auch Gene Ammons oder Sonny Stitt – eben kein Musiker, der im Studio dann den grosssen Wurf hingekriegt hätte.
Unter den Alben, die er mit Johnny Griffin gemacht hat, dürften sich dann allerdings fast nur ****er und ****1/2er finden (abgesehen von „Pisces“, das eindeutig schwächer ist).
Um Deine Frage nach den Kriterien zu beantworten – falls ich das überhaupt kann… ich bewerte den Gesamteindruck der Musik, setzte das nicht bewusst aus einzelnen Kriterien zusammen (wie Instrumentierung oder Innovation oder Song-Auswahl etc). Allerdings kann eine besondere Besetzung aber auch sehr wesentlich zum Erfolg oder Zauber eines Albums oder einer Aufnahme beitragen… man denke etwa an das originale Gerry Mulligan Quartet, die Miles Davis Nonett-Sessions für Capitol, die Blue Note Alben von Jackie McLean/Grachan Moncur/Bobby Hutcherson oder die Red Norvo Band (mit und ohne Mildred Bailey) – es gäbe da unzählige Beispiele. Und beim Gesamteindruck spielt wohl oder übel auch mein Wissen, meine (Un)Fähigkeit, musikalische Bezüge und Ordnungen zu erkennen oder zu erfinden, eine nicht unbedeutende Rolle.
Ob Musik neu oder clever sein muss… na ja, schwierige Frage. Aber um bei Lockjaw zu bleiben: ich höre ihn als einen stark in Coleman Hawkins und im R&B verwurzelten Musiker, der sein Ding mit grosser Überzeugung durchzieht. Dabei geht ihm aber so ziemlich jegliche Innovation ab (aber keineswegs die Cleverness!) – das spielt wohl auch eine Rolle, dass für mich bei ihm mit ****1/2 dann aber auch gut ist. Es fehlt eben am Ende das kleine Etwas, das Besondere, dass ihn heraushebt. Allerdings heisst das nicht, dass ich nicht immer wieder und mit grossem Genuss zu seiner Musik zurückkehre.
Ich weiss nicht, ob das Deine Frage auch nur annährend beantwortet, aber die ganzen Ratings sind für mich noch immer ziemlich neu und ungewohnt und mir eigentlich auch ein wenig zuwider, da ich sowieso immer auf der Suche nach neuer Musik bin, unabhängig davon, ob die Neuzugänge meine Top-100 verändern oder nicht… und so strukturiert und nach Kriterien geordnet wie Du das tust (?), das kann ich jedenfalls nicht. Eben: es zählt der Gesamteindruck.
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