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Danke fürs Ruth Underwood Filmchen – sehr hübsch!
Bin wieder bei Walt Dickerson… diesmal in den 70ern. „Tell Us Only the Beautiful Things“ (Why Not, kürzlich von Candid auf CD wieder aufgelegt), „Serendipity“, „Peace“, „Tenderness“ im Duo mit Richard Davis, „To My Queen Revisited“ und „I Hear You John“ sind die Alben, die ich aus den Jahren 1975-78 besitze (alles auf CD, nur „Serendipity“ besitzt einen gewichtigen CD-only Bonus, das viertelstündige „Inner View“, bei „Peace“ gibt’s das kurze „Warm-Up“ und bei „To My Queen Revisited“ einen Alternate Take des kurzen „Liz“).
Ich mache dann mal einen Sterne-Thread, einzeln kommentieren mag ich die Alben derzeit nicht, aber prägend ist wie immer die Offenheit der Musik, die Sparsamkeit der Instrumentierung – auch wenn Pianisten dabei sind, hier ist das allerdings nur Albert Dailey auf „To My Queen Revisited“, die anderen Alben sind im Trio bzw. Duo entstanden – besonders toll Lisle Atkinson und der Rückkehrer Andrew Cyrille auf „Peace“.
Cyrille ist natürlich mit Wilbur Ware auch schon im Vorjahr auf „Tell Us…“ zu hören – beide Alben bestehen (nebst dem erwähnten dreiminütigen Bonustrack) aus nur zwei sehr ausgedehnten Stücken, lassen viel Raum für Ruhe, lassen die Musik atmen, Spannungen werden gebaut und wieder aufgelöst… gefällt mir sehr, auch wenn ich manchmal das kühl-swingende Element der frühen Alben etwas vermisse.
Das Remake von „To My Queen“ ist sehr schön gelungen, Hill, Tucker und Cyrille sind natürlich nicht ersetzbar, aber die Suite ist Dickenson und die Musik lebt stark von seinem Spiel – er klingt wärmer, lyrischer, nachdenklicher, tiefer las 16 Jahre davor. Albert Dailey ist ein überaus unterschätzter, sehr lyrischer Pianist (nachzuhören etwa auch im Duo mit Stan Getz auf dessen „Poetry“), Andy McKee und Jimmi Johnson halten den Rhythmus flexibel und abwechslungsreich.
McKee und Johnson begleiten Dickerson auch auf dem letzten Album, das ich von ihm kenne, „I Hear You John“, aufgenommen live in Dänemark im Herbst 1978. Die LP enthielt das Titelstück, es dauert 35 Minuten – und hier enthält die CD einen erwähnenswerten Bonus, nämlich das 38 Minuten lange „We Wish You Well, Wilbur Ware“. Die Musik ist hier so frei wie auf dem Trio mit Ware/Cyrille, ohne festes Metrum spielt Dickenson eine hymnische Hommage an Coltrane, Johnson und McKee begleiten einfühlsam. Die Wilbur Ware Hommage beginnt mit 13 Minuten Drums von Johnson, dann übernimmt McKee, mit riesigem Ton – irgendwo zwischen Ware und Charlie Haden. Sehr schöner Bonus zu einem tollen Album! Viel düsterer als etwa „To My Queen Revisited“.
Die CD hat keine Liner Notes, aber im Booklet eine minimale Diskographie (nur Albumtitel, Tracks und Steeplechase LP bzw. CD Nummern). Daraus sehe ich auch grad, weshalb mir „Shades of Love“, „Landscape with Open Door“ und „To My Son“ noch fehlen… hab die CDs nämlich alle vor Jahren mal in einem seltsamen Ausverkauf gefunden, der aus Altbeständen eines Vertriebes gespiesen wurde… damals gab’s die drei genannten Alben noch gar nicht auf CD. Muss mir aber zumindest mal die anderen Duos mit Richard Davis suchen! „Divine Gemini“ hätte es damals schon gegeben, aber die hat mir wohl jemand vor der Nase weggeschnappt (das gilt auch für eines der Ken McIntyre Alben, von denen ich im selben Spezialangebot alle anderen CDs fand).
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