Re: Clark Terry

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redbeansandrice

Registriert seit: 14.08.2009

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@nail: wenn ich gelegentlich sage, dass ich mir die Jazzgeschichte ohne Coltrane und seinen Einfluss toller vorstelle, als die mit, dann… ist das 1) offensichtlich nichts, womit ich mir sicher sein könnte, wie auch. und 2) heißt das nicht, dass ich Coltranes Musik nicht mögen würde, im Gegenteil, ich finde sie besser, als das meiste, was davor kam, und wohl alles, was danach kam. und 3) werfe ich Coltrane damit in keiner Weise vor, irgendwelche Verantwortlichkeiten missachtet zu haben…

was die Sache mit dem minderen Talent betrifft: man sieht es immer wieder, dass Künstler, die man schätzt „mit der Zeit“ gegangen sind und man mit ihren späteren Werken weniger anfangen kann (in diesem konkreten Fall zB Art Pepper und Benny Golson), das kann den Grund haben, das die betreffenden einfach nicht erfolgreich mit der Zeit gegangen sind, oder dass man selber nicht mit der Zeit gegangen ist (Dylan und die Folkfans…)… wer so etwas beklagt, der beklagt offensichtlich nicht das mangelnde Talent des Künstlers – und in den genannten Fällen wäre das auch unangebracht… ich weiß, dass es genug Leute gibt, die zB Art Peppers Coltrane-beeinflusstes Spätwerk mehr schätzen als sein früheren Sachen – ich gehör halt nicht dazu…

Schließlich muss man noch zwei Zeitpunkte unterscheiden, den Zeitpunkt ab dem alle möglichen Leute einen Coltrane-Einfluss in ihre diversen Stile einarbeiteten, und den Zeitpunkt, ab dem von Michael Brecker und anderen geglätteter Coltrane in Konservatorien gelehrt wurde…

@gypsy: nach dem was hier in den letzten Tagen vorgefallen ist, hatte ich nicht wirklich erwartet, dich überzeugen zu können – ich gehör halt nicht zu den Leuten, die sich Musik, die sie nicht mögen immer wieder anhören, um ihre Kritik eloquent formulieren zu können, ich hab sechs Terry Alben (nicht wenig), und auf allen gibt es so Momente, wo sich glasklar ein in meinen Ohren mieser Geschmack manifestiert – und mir verleidet sowas in der Regel dann auch den Rest des Albums…

in Sachen Verlust der Vielfalt: wenn ich so Instrument für Instrument durchgeh, dann kann ich deiner These jetzt doch nicht mehr so richtig folgen:

– Tenorsaxophon: hier hör ich in den frühen Jahren einen Haufen Leute, die genauso nah an Hawkins waren, wie zB Sonny Criss und Eric Dolphy an Charlie Parker, wenn nicht näher – und dazu Lester Young… die Zeit der großen Vielfalt beginnt für mich Mitte der vierziger, als den Tenoristen des frühen modernen Jazz drei wichtige Vorbilder zur Verfügung standen, Hawkins, Young und Parker, die sich alle drei bestens dazu eigneten im modernen Jazz weiterentwickelt und vermengt zu werden… die meisten wichtigen Tenoristen der 50er kamen ja noch aus dieser Zeit, ab dann wird es ein bißchen weniger… drastisch aber erst seit den 70ern…

– Trompete: hier fällt es mir schwerer einen roten Faden zu sehen – ich find die stilistische Vielfalt der Jazztrompete in den 50er Jahren jedenfalls beachtlich und hab bewusst nie ein mehr an Vielfalt in früherer Zeit wahrgenommen…

– Altsaxophon; ok, hier passt deine Theorie besser, ich hör in der Mitte Charlie Parker, davor ein Haufen Leute, die sich relativ stark unterscheiden, aber auch einfach für sich genommen nicht so richtig großartig sind (großartig wie Konitz, Criss, Dolphy, Pepper – wieviele Altisten auf dem Level gab es vor Parker, drei?), und dann ganz klar Parker als Haupteinfluss, wenn auch in zum Teil in beachtlichen Variationen

– Klavier: hier scheint mir deine These am besten zu passen, der dumme Rest floss von einer vergleichsweisen Vielfalt in die Bud Powell und dann in die McCoy Tyner Schule (nicht, dass ein einzelner Musiker diese Entwicklung durchlaufen hätte – nur, dass ein zufällig herausgegriffener Pianist in den 50er Jahren wie Powell klang und in den 70er Jahren wie Tyner)… hier gab es allerdings stärker als auf anderen Instrumenten immer wieder bemerkenswert individualistische Einzelmusiker, weswegen man wohl wirklich viel Überblick braucht, um die These hart zu kriegen…

– zu tiefem Blech, Bass und Schlagzeug kann ich mich nicht kompetent äußern, die Entwicklung der Gitarre scheint mir vergleichsweise linear gewesen zu sein, da gab es stilistische Vielfalt erst ab Ende der 60er Jahre, und dann auf Kosten des guten Geschmacks (verkürzt gesagt)

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