Re: Clark Terry

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gypsy-tail-wind
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nail75Ich glaube allerdings, dass Deine Meinung auf einem schlichten Logikfehler basiert. Oder genauer: Auf einer ganzen Reihe von Denkfehlern, die den eigentlichen Vorgang bis zur Absurdität verdrehen, so dass am Ende die Ursache zur Wirkung wird.

Coltrane oder Rollins waren erfolgreich mit einer anderen Ausdrucksweise des Tenorsaxophons als sie zu ihrer Zeit üblich war. Wenn Minderbegabte oder Mindererfolgreiche oder schlichtweg aus der Mode gekommene Musiker ihren Stil kopieren wollten, dann blieb das natürlich eine blasse Kopie des Originals. Das ist aber nicht die Schuld derjenigen, die neue Ausdrucksmöglichkeiten fanden, sondern – höchstens! – der Kopisten. Der Einfluss von Coltrane und Rollins war also nie negativ, sondern ausschließlich positiv. Dass Minderbegabte das zu kopieren versuchen, ist natürlich, das war bei Charlie Parker ja genauso (Sonny Stitt hat eine ganze Karriere daraus gemacht) und da käme ja auch niemand auf die Idee, ihn dafür verantwortlich zu machen. Oder doch? Und wie sieht es bei Louis Armstrong aus, der den modernen Jazz begründet hat? Ist der Schuld an allem schlechten, was danach kam?

Das hatten wir ja alles schon… ich sage ja auch nicht, Coltrane hätte bewusst oder gar aktiv diesen „fatalen Einfluss“ ausgeübt… tritt mal einen Schritt zurück und hör mal bei Harold Land nach, was ich geschrieben habe.
Das ganze ist ein musik-soziologisches Phänomen oder wie immer man sowas nennt, eine längere Entwicklung, in der Coltrane nicht als einzelner Akteur zu verstehen ist.
Ich sehe da keine Logik- oder Denkfehler, aber am besten lassen wir das Thema einfach, wenn Du meine Betrachtungsweise nur als bösartige Unterstellung an Coltrane sehen kannst, dann reden wir eh nicht über dasselbe!

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