Re: Clark Terry

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nail75

Registriert seit: 16.10.2006

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gypsy tail wind:lol:

Ich hab’s schon zur genüge erläutert, das eine ist meine Meinung, das andere Deine. Es gibt wohl Argumente für beide Sichtweisen.

Ein Beispiel: hör Harold Land 1955 mit Roach – und hör ihn 1968 mit Hutcherson… da ist der Verlust an Persönlichkeit DURCH den Coltrane-Einfluss für mich eben sehr deutlich hörbar.

Ich glaube allerdings, dass Deine Meinung auf einem schlichten Logikfehler basiert. Oder genauer: Auf einer ganzen Reihe von Denkfehlern, die den eigentlichen Vorgang bis zur Absurdität verdrehen, so dass am Ende die Ursache zur Wirkung wird.

Coltrane oder Rollins waren erfolgreich mit einer anderen Ausdrucksweise des Tenorsaxophons als sie zu ihrer Zeit üblich war. Wenn Minderbegabte oder Mindererfolgreiche oder schlichtweg aus der Mode gekommene Musiker ihren Stil kopieren wollten, dann blieb das natürlich eine blasse Kopie des Originals. Das ist aber nicht die Schuld derjenigen, die neue Ausdrucksmöglichkeiten fanden, sondern – höchstens! – der Kopisten. Der Einfluss von Coltrane und Rollins war also nie negativ, sondern ausschließlich positiv. Dass Minderbegabte das zu kopieren versuchen, ist natürlich, das war bei Charlie Parker ja genauso (Sonny Stitt hat eine ganze Karriere daraus gemacht) und da käme ja auch niemand auf die Idee, ihn dafür verantwortlich zu machen. Oder doch? Und wie sieht es bei Louis Armstrong aus, der den modernen Jazz begründet hat? Ist der Schuld an allem schlechten, was danach kam?

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.