Re: Albert Ayler

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gypsy-tail-wind
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Ein kleines Update (Dank an redbeans!) – auf der Ayler-Seite sind diverse neue Artikel aus der Presse Clevelands zu finden. Derzeit finden sie sich auf der What’s New-Seite, sie wandern später dann ins Archive und sind auch jetzt schon ebenfalls in der -Seite aufgeführt.

gypsy tail windIm April wurde Ayler im La Cave in Cleveland mitgeschnitten. Diese Aufnahmen bilden gewissermassen Herzstück der „Holy Ghost“ Box. Auf zwei CDs finden sich jeweils zwei Sets vom 16. und 17. April 1966 mit Don Ayler (t), Michel Samson (v), Mutawef Shaheed (damals Claude Shy) (b) und Ronald Shannon Jackson (d). Am zweiten Abend stösst Frank Wright (ts) fürs zweite Set zur Band. […]

Zu den in der „Holy Ghost“-Box zu findenden Aufnahmen aus dem La Cave gibt’s dieses Foto (The Plain Dealer, 12. April 1966, p. 27):

* * *

gypsy tail windAm 4. Februar spielte die Band von Ayler in Cleveland – in einer riesigen Halle vor nur hundert Leuten und mit einer etwas anderen Band als geplant (Samson, den Ayler im Frühling 1966 in Cleveland kennengelernt hatte, war nicht dabei): William Folwell und Clyde Shy (b), Beaver Harris (d), Call Cobbs Jr. (cembalo). Shy hatte schon im April 1966 im Cave mit der Ayler-Band gespielt.
Jon Goldman schrieb darüber einen Bericht, der Mai-Nummer von Coda veröffentlicht wurde (hier nachzulesen).

Zu den Konzerten vom Februar 1967 in Cleveland findet sich hier ein längerer Artikel, der ein paar Tage vorher, am 27. Januar 1967 (p. 3), ebenfalls in The Plain Dealer erschienen ist:
http://www.ayler.co.uk/assets/images/cpl27jan67.jpg

* * *

gypsy tail windIm November ging Ayler mit seiner Band auf eine kurze Europa-Tournee […]

Berlin, 3. November (Holy Ghost)

Laut Young (S. 154, ebenda) war das Publikum in Berlin das grösste, vor dem Ayler bis anhin gespielt hatte. Das Ergebnis ist ein sehr starkes, äusserst dichtes und konzentriertes Set – leider nur ca. 27 Minuten kurz. Don Ayler hielt seinen Beitrag zu diesem Konzert für einen der Höhepunkte seiner Karriere.
Die Musik ist wunderbar, Gruppenmusik, ein steter Fluss an Ideen und Klängen, die Geige und Folwells zeitenweise gestrichener Bass liefern grossartige Texturen, über die Don sich erhebt und durch die Albert streckenweise durchbricht mit seinem ungezähmten Tenorsax… auf „Omega“ klingt die Band wie eine Mischung aus Renaissance-Truppe und bergamaskischem Folk-Jazz im Stile Trovesis, Dons Trompete tänzelt, im Unisono mit Alberts Tenor, die Geige flirrt, Folwell spielt eine Art Kontrapunkt, wieder am gestrichenen Bass… und Harris schaut hie und da mit Marsch-Rhythmen vorbei.
Die Setlist: Ghosts, Bells, Truth Is Marching In, Omega, Our Prayer.

[…]

Stockholm, 10. November (Ayler Tree)

In Schweden schnitt das Fernsehen Aylers Auftritt mit: Truth Is Marching In, Omega Is the Alpha und Our Prayer standen auf dem Programm. Ayler ist wunderbar, wie er im Singsang das Thema des ersten Stückes präsentiert. Leider lässt die Qualität ein wenig zu wünschen übrig, besonders Folwell geht (wie schon auf der Berliner Aufnahme) etwas unter.

[…]

Kopenhagen, 11. November (Ayler Tree)

Aus Kopenhagen existiert ein Radio-Mitschnitt in etwas schlechterer Qualität aber mit ziemlich viel Bass im Mix. Nach einem Intro (Ayler habe Angst, „he doesn’t look sharp enough“, weil sein Gepäck beim Flug nach Kopenhagen verlorgen gegangen sei) folgen: Truth Is Marching In, Holy Ghost/unknown title/Light in Darkness, Our Prayer, sowie ein unbekanntes und leider unvollständiges Stück.
Die Band wirkt lebendig und vor allem Harris reagiert auf jedes musikalische Ereignis. Das Medley mit dem unbekannten Stück in der Mitte und dem neuen „Light in Darkness“ (es wurde auch in Paris gespielt und dann im Februar 1967 für Impulse im Village Theater offiziell aufgenommen) ist grossartig! Ein Schwanken, ein Kommen und Gehen von Stimmen und Tönen, Folwells gestrichener Bass trägt sehr viel bei.

Die Konzerte aus Berlin und Stockholm liegen seit ein paar Wochen auf der zweiten Ayler-CD von Hat Hut Records vor:

Ich habe oben den Abschnitt über das Kopenhagener Set auch dringelassen, weil ich mich über die Hat-CD nur in Massen freue. Das Set aus Berlin ist bereits erschienen, jenes aus Kopenhagen bleibt offiziell unveröffentlicht. Der Sound wäre wohl kein Problem gewesen, falls man noch irgendwelche Bänder aus dem Archiv des dänischen Rundfunkes hätte auftreiben können… aber auch sonst, die Musik ist toll genug, um sie auch in mittelprächtiger Qualität herauszugeben.
Die neue Hat-CD enthält Liner Notes von John Litweiler, die schon auf Oktober 2004 datiert sind… es findet sich im Innern allerdings auch der Hinweis auf die kommende Neuauflage von „Lörrach, Paris 1966“ (hatOLOGY 703, Reissue von hatOLOGY 573, 2002 erschienen).

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba