Re: Bryan Ferry – OLYMPIA

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pink-nice

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http://www.cnet.de/digital-lifestyle/musik/41539740/bryan_ferry_olympia.htm

Der Dandy ist zurück. Die Cover-Fingerübung „Dylanesque“ mag vor drei Jahren ein ordentliches Album gewesen sein, verriet aber wenig über Bryan Ferry selbst. Zu „Olympia“ gibt es wieder Geschichten zu erzählen. Zum Beispiel die von der kurzfristigen Idee, die Songs unter Roxy-Music-Flagge fahren zu lassen. Die von den Walfischen, die auf dem Tim-Buckley-Cover „Song To The Siren“ zu hören sind. Vielleicht auch die von Kate Moss, die sich für das Cover-Shooting auf edelstem Leinen räkeln durfte.

Ferry entschied sich dagegen, seine ehemalige Band, die seit geraumer Zeit wieder regelmäßig tourt, auch fürs Studio wiederzubeleben. „Ich wäre dann zu limitiert in meinen Entscheidungen gewesen“, sagt er. Bedeutet: Auf Gastbeiträge von Größen wie Bass-Legende Marcus Miller, den Scissor Sisters, Red Hot Chill Pepper Flea oder David Gilmour hätte Ferry dann verzichten müssen.

Und das wäre schade gewesen, denn neben den ehemaligen Roxy-Musik-Kollegen sind es genau diese Gäste, die „Olympia“ zu einem so guten Album machen. Marcus Miller, sicher einer der besten Bassisten der Welt, prägt die Platte sehr, legt den roten Faden. Ferry schöpft aber überall aus den Vollen, lässt etwa in „You Can Dance“ Miller gleich doppelt verstärken. Sowohl Flea als auch Primal-Scream-Mann Mani veredeln den Song mit ihren Bass-Läufen. So entsteht ein Song, der zwar Popmusik im besten Sinne ist, jedoch auch viel mehr: eine kleine, opulent gestaltete Symphonie, in der Avantgarde und Eingängigkeit hinreißend verschmolzen werden.

Ein Prinzip, dem auch der Rest des Albums folgt. Ferry ist meistens weniger der Protagonist der Musik als derjenige, der mit seiner Stimme aus einer exponierten Position heraus das zusammenhält, was die anderen tun. Ein singender Kapellmeister, sozusagen. Souverän wechselt er zwischen extrem tanzbaren Stücken („Alphaville“, „Shameless“) und großen melancholischen Hymnen (bester Song des Albums: „Heartache By Numbers“). Die Gefahr von Ziellosigkeit, von einem Erdrücktwerden der Songs durch die verschwenderischen Arrangements, umschifft Ferry erfolgreich. Nur im schleichenden „Reason Or Rhyme“ blitzt die eine oder andere Länge auf. Der große Crooner-Song „Tender Is The Night“, der das Album angemessen würdevoll gen Endakkord schiebt, sorgt jedoch dafür, dass man jene schnell wieder vergisst.

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Wenn ich meinen Hund beleidigen will nenne ich ihn Mensch. (AS) „Weißt du, was ich manchmal denke? Es müsste immer Musik da sein. Bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“