Re: Bryan Ferry – OLYMPIA

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satiee

Registriert seit: 09.07.2006

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tolomoquinkolomDie Begeisterung für OLYMPIA teile ich nicht. Halte das neue Album für enttäuschend; musikalisch, nicht vom Marketing her. Kate Moss auf dem Cover wird sich prima verkaufen, auch weil mit dem Motiv ein bisschen eine Verbindung zum ersten Roxy Music Album vorgegaukelt wird. Leider ist der Dandy sehr müde geworden. Die inzwischen zerbröselte, ehemals vibrierende Stimme hat man hinter Instrumente und Effekte gemischt; Ferry als Gast auf seinem eigenen Album. Schade.

Hierzu doch noch ein comment: das Album OLYMPIA wird bis heute in unzähligen (auch deutschen) Printmedien überwiegend lobend erwähnt. Im Fall vorheriger, letzter Alben v. Bryan Ferry war das eindeutig nicht so ; ob er
ein gecovertes „swing-album“ oder eines mit gecoverten Dylan-songs ‚rausbrachte.
Nun muß man ja nicht gleich in totale Begeisterung über OLYMPIA ausbrechen, doch ebensowenig tut man sich besonders kennerisch hervor, gleich von „Enttäuschung“ zu reden. Das Album z.b. wird sich keineswegs wegen Kate Moss auf dem cover ‚prima‘ verkaufen (sie selbst verkauft sich in ihrer Branche ohnehin unabhängig blendend), weil mit dem Motiv etwas
gestriges vorgegaukelt oder in Verbindung gebracht wird. Das unterstellt, zighunderttausende und weit mehr internationale Wertschätzer/Innen der Ära Bryan Ferry’s/Roxy Music’s fielen auf das blosse Marketing herein.
Im Gegenteil : grad von B.Ferry weiß man das schon immer elegant zu schätzen.
Sie werden, wie ich, auch nicht müde, auf das Geläster keinen Wert zu legen,
der Dandy sei „müde“ geworden, seine ehemals vibrierende Stimme sei zerbröselt und müsse (auf diesem Album :roll:) instrumental hinter Effekten
gemischt werden, und er sei also Gast auf seinem eigenen Album.

Klar wissen wir, daß jedes neue Album von wem auch immer aufwendig promotet wird. Sicher auch dieses. Aber die These anzunehmen, ohne Kate Moss und das Marketing hätte OLYMPIA nicht die eindeutige Aufmerksamkeit, die das Album allerorts begeistert erfährt, trifft definitiv nicht zu.
Vielleicht sind die Widersacher diesmal deshalb so aufgebracht, nicht wahr?
Weil OLYMPIA musikalisch doch noch einmal wieder gelungen ist.

Der SPIEGEL dieser Woche auf Seite 142 z.B. meint:
„In Würde altern – viel hat der britische Sänger B.Ferry in den vergangenen 20
Jahren nicht zustande gebracht. Er hat ein paar Alben aufgenommen, hauptsächlich mit Coverversionen. Er hat für eine britische Kaufhauskette
gemodelt, eine Reihe Konzerte mit seiner alten Band RM gegeben, und er trat
bei den Miss-World-Wahlen auf. Nichts was angedeutet hätte, daß ihm noch
einmal solch ein Meisterwerk wie OLYMPIA glücken würde. Aber das ist sein
neues Album: ein grosses Alterswerk, das, was im Pop nur höchstens selten
gelingt. Neu, aber nicht zu neu. Würdevoll, aber nicht altbacken. Die eigenartige unterkühlte Schönheit, mit der RM einst den Glamrock erfanden,
findet sich hier genauso wieder wie ihre Liebe zu den mattschimmernden
Klangflächen. Auch die Tradition, seine Cover mit den schönsten Models zu schmücken, führt Ferry auf OLYMPIA fort. Dazu gibt Ferry, 65, den gealterten
Lebemann, der die Frauen und die Moden hat kommen und gehen sehen,
aber darüber nie das Interesse verlor, und den es immernoch durch die Nacht
treibt – höchst glaubwürdig, immerhin ist Ferry’s Lebensgefährtin die Ex-Freundin seines Sohnes“.

Garnicht so verfehlt der kleine Text, oder ? Frauen ! Natürlich – Frauen und Erotik, so nur ist Bryan Ferry überhaupt zu begreifen. Der charmante Schwerenöter wird von Männern meist ausgeblendet, wenn man(n) über seine Alben sinniert. OLYMPIA mit 65 ärgert womöglich auch deshalb so manchen Enttäuschten. Wer weiß.
Denn- schon bemerkt?: hat man eine schöne Lady an seiner Seite, läßt sich sehr verführerisch nach den songs bewegen.
:sonne:

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