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MikkoSantander, ich habe das ja nicht statt SFB gehört, sondern als Ergänzung. Den RIAS gab es ja Ende der 80er schon nicht mehr.
Balitzki durfte nach West-Berlin reisen. Ihn hab‘ ich sogar mal vor der Wende im Loft getroffen bei einem Konzert.
Und dass man DT-64 nachtrauerte, das lag sicher an dieser ganzen Abwicklungsmanie mit der ungesicherten Zukunft vor allem für die freien Mitarbeiter des Radios. Ich kann das durchaus nachvollziehen. Man hatte ja auch in der kurzen Zeit von November 1989 bis zur Abschaltung von DT-64 (ich weiß gar nicht mehr, wann das genau war) bereits enorme Veränderungen vorgenommen. Ich selbst habe damals Beiträge und gelegentlich auch Sendungen für DT-64 gemacht. Das war nicht mehr DDR Staatsrundfunk.
PS: Mangelnde Westerfahrung machte Holger Luckas z.B. durch akribische Recherche und Detailarbeit wett. Ich erinnere mich an ein Joy Division Special von ihm, das besser war als alles was ich dazu vorher im Radio gehört hatte.
Im Zusammenhang mit Balitzki kann ich mich noch an eine Sendung mit Wolfgang Kraesze („Hippie-Kraesze“) im SFB erinnern, an der auch Balitzki als Studiogast beteiligt war – aber Kraesze war Balitzki haushoch überlegen, Mikko, er spielte Balitzki mit seinem Wissen an die Wand – das war eine sehr interessante Sendung, weil da gerade deutlichst das von mir genannte „Handicap“ durch Zensur, Mauer und Stacheldraht vor Augen geführt wurde (und ich kritisiere hier nicht primär Balitzki, nein, sondern diese staatlichen Strukturen).
Ich will nicht ausschließen, dass es irgendwo in den Nischen auch sehr gute Leute gab, mit Sicherheit war es so. Allerdings sollten wir auch froh darüber sein, dass eine Gesellschaft, in der die guten Leute gestoppt wurden und irgendwo in den Nischen dahinvegetierten, zusammengebrochen und untergegangen ist, samt ihren medialen Sprachrohren. Nur um diese grundsätzliche Ebene gings mir halt. Alles andere, auch die Diskussionen um die Mechanismen des Einheitsprozesses usw., steht dann auf einem anderen Blatt.
Übrigens: Velvet Underground habe ich zum ersten Mal bewusst auf DT 64 gehört, und zwar in Dresden, wo es kaum Ausweichmöglichkeiten gab (obwohl ich da auch den RIAS gehört habe, auf Mittelwelle). Vertiefen konnte man das dadurch geweckte Interesse aber leider nicht, hier war man dann wieder auf Westradio angewiesen.
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