Antwort auf: Ost-Rock Empfehlungen

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santander

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Mikko@Santander

Ja, Marion ist eine „Gute“. Sie moderiert ja inzwischen seit Jahren bei Radio Eins. Sie ist ein bisschen so das östliche Pendant zu Christine Heise (ohne Christine jetzt zu nahe treten zu wollen).

Ich habe übrigens damals in der Vor-Wendezeit und dann bis zur Abwicklung eher abends die Spezialsendungen auf DT-64 gehört. Und das auch nicht täglich. Holger Luckas, Lutz Schramm, Jürgen Balitzki und z.T. auch Frau Brasch fielen mir dabei positiv auf. Ich kenne diese Leute ja inzwischen auch persönlich mehr oder weniger gut. Und ich weiß aus ihren Erzählungen, wie das damals ablief und was manchmal ging und manchmal eben nicht.

Kann sein, dass Marion erst in der Wendezeit dazu kam. So genau erinnere ich das nicht mehr.

Holger Luckas und Lutz Schramm kenne ich zumindest noch dem Namen nach, Jürgen Balitzki etwas besser; die Richtung stimmte schon, nur waren diese engagierteren, musikbegeisterten Moderatoren halt spürbar gehandicapt durch die restriktiven Strukturen im „Arbeiter- und Bauern-Staat“. Da hörte man doch lieber die zur gleichen Zeit laufenden Specials im SFB oder im RIAS, Mikko. Ein Mann wie Barry Graves flog immer wieder nach New York, um vor Ort die Musikszene zu erkunden, brachte Tapes von dortigen Radiostationen mit, die er dann sofort im RIAS ausstrahlte (eine Methode, die heute natürlich antiquiert wirkt, damals war es innovativ). Oder denke an WD, was er über seine Reisen und die dadurch gewonnenen Erfahrungen schrieb – das alles war Leuten, die für DT 64 arbeiteten, fast vollständig versperrt (ich glaube, Balitzki konnte wohl auch mal kurz „in den Westen reisen“, unter bestimmten Auflagen, aber das konnte es nun auch nicht bringen). Es konnte nur einen beschränkten Wissens- und Erfahrungshorizont geben durch eine bestimmte Sozialisation, durch Zensur, Mauer und Stacheldraht – tragische Sache das. Umso besser, dass all das den Bach runtergegangen ist und ein Neuanfang gemacht wurde. Die Leute übrigens, die unbedingt an DT 64 festhalten wollten, habe ich nie verstanden (außer natürlich, dass sie ihre Arbeitsplätze retten wollten) – was wollten sie denn vom Programm her eigentlich einbringen? Eine Ost-Quote? Da hätte m.E. niemand mehr zugehört. Ich habe diese Diskussionen Anfang der Neunziger allerdings auch nur flüchtig wahrgenommen.

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