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katharsisIch bezog mich auf die von Dir angeführten 3000+ Hits, die zu einem großen Teil auf die allmusic-Rezension rekurrieren. In dieser wird behauptet, dass die CD’s dieselben Probleme aufweisen, wie bereits die LPs. Das stimmt nicht und das wollte ich noch einmal herausstellen.
Wenn man genauer sucht, findet man da schon noch mehr, beispielsweise bei Amazon.
Du meinst damit sicher, dass die Musik an sich ‚live‘ entstand?
Genau.
Dass die anderen Aufnahmen einwandfrei klingen mag sein, aber ich stelle es mir trotzdem schwierig vor, jedes Mal auf’s Neue eine Band in einem Club so aufzunehmen, dass Störgeräusche minimiert und die Musiker gleichberechtigt zu hören sind. Von daher sind etwaige Verzerrungen für mich weitaus natürlicher, als bei einer Studioaufnahme.
Das stimmt sicher.
Das kann ich so nicht nachvollziehen, denn warum gibt es dann (auch aus der Periode, die gypsy im nächsten Post nennt) RVG Remasters, bei denen am Sound gebastelt werden konnte (Höhe, Schärfe, usw.). Das müsste doch dann theoretisch gar nicht gehen?
Doch natürlich, aber zwischen einem Remix und einem Remaster besteht ein fundamentaler Unterschied. Du kannst natürlich die EQ ändern, die Musik lauter machen oder leiser oder komprimieren, aber Du kannst eben nicht wie bei Multitrackaufnahmen quasi die einzelnen Spuren (Instrumente) voneinander trennen und wieder neu zusammensetzen.
Wahrscheinlich gehen wir von unterschiedlichen Dingen aus. Dass man Instrumente aus dem Hintergrund nicht nach vorne holen konnte, wenn quasi alles eindimensional aufgenommen wurde, ist mir klar. Aber Lautstärken konnte man ja verändern.
Die Gesamtlautstärke, ja, nach meinem Verständnis nicht die einzelner Instrumente.
Nachdem gerade bei den Jazz Messengers zu hören ist, dass sich die Soli zum Ende hin in ihrer Lautstärke verändern und man bspw. den Beginn oder die Mitte eines Solos als Referenzpunkt genommen hat, die Lautstärke daran anpasste, erscheint es mir schon schlüssig, dass dann in den lauteren Passagen bspw. Verzerrungen zu hören sind. Das ist dann aber dem remastern anzulasten.
Ich habe mehrere Quellen gefunden, die sagen, dass die Verzerrungen schon auf den Originalbändern existieren. Ich habe aber auch schon Leuten eine Platte vorgespielt, deren Verzerrungen ich für furchtbar halte, und die meinten: „Ich höre nix.“ bzw. „Stört mich nicht.“
katharsisDas erklärt aus meiner Sicht aber nicht das positive Echo, mit dem viele der Remasters aufgenommen wurden, gerade was einzelne Instrumente, deren Schärfe und deren Klarheit anbetrifft?
Die RVG-Remaster werden von Audiophilen im Allgemeinen sehr kritisch gesehen (Ausnahmen: Die Liveaufnahmen bzw. die frühen Blues Notes aus den 40ern und frühen 50ern), meiner Ansicht nach zu kritisch. Bei normalen Leuten sind sie sicherlich beliebt, weil sie eine unglaubliche Menge Musik zu günstigen Preisen zugänglich gemacht haben.
Prinzipiell wundere ich mich ja nur darüber, warum immer wieder hochgelobte Neuausgaben von Sessions aus den 50/60ern herausgebracht werden, wenngleich man da technisch eigentlich nicht wirklich etwas zu verbessern vermag?
Ich müsste jetzt wissen, was Du genau mit hochgelobt meinst, aber ich würde grundsätzlich mal nicht davon ausgehen, dass moderne Reissues Bänder die 60+ Jahre alt sind, verbessern können, es sei denn, da ist bei der Originalausgabe etwas furchtbar schiefgelaufen. Die ganz frühen Blue Notes wurden aber nicht auf Magnetband aufgenommen, Blue Note verwendete ja noch spät disc masters – bis in die frühen 50er.
Die Reissues gibt es natürlich, weil niemand Blue Note Originale bezahlen kann. Selbst Reissues aus den 70ern sind absurd teuer. Und selbst wenn man es kann, ist es kaum möglich, diese sehr seltenen Platten in genügender Zahl zu besorgen – das ist ja fast eine Lebensaufgabe. Außerdem besitzen 99% aller Menschen keinen Plattenspieler oder benutzen ihn nicht mehr. Die RVGs stammen ja noch aus einer Zeit, als jeder einen CD-Spieler hatte.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.