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ferry
Wenn ich mal etwas mehr Erfahrungen mit Vinyl- Preisen und – Qualitäten habe, werde ich mir auch mal so ein Schätzchen zulegen. Zumindest ein Original solte man sich mal gönnen (mehr wird mir wahrscheinlich zu teuer)
Auch wenn Blue Notes auf dem Markt tendenziell ‚überpreist‘ sind, gibt es doch immer noch genug Gelegenheiten, originales Vinyl zu günstigen Preisen zu bekommen. Wenn Du Hilfe brauchst, dann frag‘ ruhig.
„Free for all“ habe ich dann tatsächlich über’s Wochenende herausgekramt und mir ist aufgefallen, dass das Titelstück die Platte sehr dominierend. Was Blakey da an Perkussion auffährt, diese Dynamik, Time und das Feuer suchen seinesgleichen. Auch wenn da doch noch einiges dazwischen liegt, ist Elvin Jones hier nicht weit. Der Puls des Stücks packt mich jedesmal auf’s Neue, nur leider vermag keines der anderen Stücke dieses Versprechen weiter einzulösen. Shorter und Hubbard klingen auf keinem anderen Jazz Messengers-Album so frei und hungrig und Hubbard beweist alleine auf diesem Stück deutlich, warum er immer noch mein Lieblingstrompeter ist. Er zeigt auch auf den anderen Stücken, warum er nicht auf dicke Hose macht um zu imponieren, sondern eine bestimmte Freude und Kraft zu spielen. Hat mir großen Spaß gemacht, gerade ihn wieder zu entdecken. Shorter spielt eh außer Frage. Majestätisch, losgelöst, aber immer im Rahmen dessen, was passt, also absolut geschmackssicher.
Curtis Fuller hat es dagegen schwer gehabt. Ich konnte mich bei allen Stücken nicht des Eindrucks erwehren, dass die Band noch lockerer wirken würde, wenn Fuller ‚eingespart‘ werden würde. Irgendwie nimmt er doch immer wieder das Tempo raus, ohne dass er auch nur im geringsten etwas falsch macht.
Blakey wollte ja eine fülligere Frontline erzielen, was ihm dadurch natürlich gelungen ist. Aber in Bezug auf Tempo und Biss wäre weniger vielleicht mehr geworden.
Auch mit Cedar Walton bin ich dieses Mal weniger warm geworden. Irgendwie ist mir seine Herangehensweise zu leichtfüßig für die Musik, obgleich er ja fast als Gegensatz zu Bobby Timmons galt. „Free for all“ oder auch „The Core“ hätten allerdings einen noch zupackenderen, fieseren Pianisten vertragen.
Herbie Hancock läge natürlich nahe, da er zeitgleich häufig zu hören war, aber auch Andrew Hill hätte ich mir spannend ausgemalt. Auch hier macht Walton natürlich rein gar nichts falsch, aber das bißchen Luft nach oben lädt zum träumen ein.
Auf „Pensativa“ zeigt Walton allerdings, dass er genau der richtige Mann ist. Und wie eine Art Kontrapunkt führt der Closer den Opener ad absurdum, da die Musik luftig leicht wirkt und nichts mehr von der Schwere, der Konzentration und dem vergossenen Schweiß verrät.
Ein bißchen wurde am Gold gekratzt, aber trotz dessen ist das eine unglaublich spannende und intensive Platte.
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III