Re: Art Blakey & The Jazz Messengers

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Zuerst möchte ich noch diese Blakey-Chronologie auf der Seite von Michael Fitzgerald erwähnen.

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In den eineinhalb Jahren, während derer Blakey die „second edition“ der Messengers geleitet hat, entstanden über ein halbes Dutzend Alben und zudem verstreute kürzere Sessions. Am Anfang steht die schon kurz angesprochene Session mit Ira Sullivan und Wilbur Ware, die ziemlich anders klingt als die ersten und dann die zweiten Messengers. Sullivan spielt muskulös Tenor und greift beim zweiten Stück nach der ersten Runde von Soli auch noch zur Trompete, um sich einen kurzen Austausch mit Byrd zu liefern. Ware gibt der Gruppe einen viel dunkleren Sound als gewöhnlich – sehr schön, schade, dass da nicht mehr überliefert ist!

Am 12. und 13. Dezember 1956 ging Blakey dann mit der neuen Band zum ersten Mal ins Studio. Bill Hardman und Jackie McLean hatten schon gemeinsam aufgenommen, Hardman war aber wie Sam Dockery und Spanky DeBrest damals (wie heute) wenig bekannt. Was der Band fehlte war ein Komponist, ein musical director vom Format, wie Blakey ihn zuvor mit Horace Silver (und Mobley) hatte und dann 1958 in Benny Golson und später u.a. in Bobby Timmons oder Wayne Shorter fand. Die Musik ist dennoch erstklassig und einige der aufgenommenen Stücke sind heute ziemlich bekannt: Gigi Gryces „Nica’s Tempo“, McLeans „Little Melonae“ oder Mal Waldrons „Dee’s Dilemma“. Das erste und letztgenannte erschienen auf dem Album „Drum Suite“, das zur Hälfte aus diesen Dezember-Sessions und zur zweiten Hälfte aus der ersten Perkussions-Session im Februar 1957 zusammengesetzt wurde. Zudem nahm das Quintett ein Gershwin-Medley auf, das (wie die überschüssigen Stücke vom ersten Messengers Columbia-Album und die Session mit Sullivan/Ware auf der Compilation „Originally“ landete).

Jackie McLean gleicht mit seinem fetten Sound problemlos den Mangel an Schwere und Tiefe aus, der mit dem Verlust des Tenors hätte einhergehen können, er und Hardman sind ein gutes Team, Hardman spielt schnell, virtuos, aber mit einem brüchigen lyrischen Ton – ein grosser Unterschied zu Donald Byrd! In seinen Liner Notes zum 2005er Reissue von „Drum Suite“ schreibt Kenny Washington:

The second half of this CD represents two rarely mentioned Messengers ensembles of the 50’s [mit dem zweiten ist die Byrd/Sullivan/Drew/Ware-Version gemeint]. The first with Jackie McLean and Bill Hardman is one one of my favorites. […] This edition of the Messengers (sometimes with the great tenor man Johnny Griffin) recorded nine high quality albums for six different labels within a two-year span. That’s pretty impressive.

[…]

Jackie and Bill had a very special chemistry. You can really hear it on „D’s Dilemma.“ Their sounds go together like a cool gin and tonic.

~ Art Blakey: Drum Suite by Kenny Washington, Liner Notes, Sony/Legacy 2005

Die Rhythmusgruppe funktioniert perfekt, Dockery steuert schöne Soli bei und auch Blakey lässt immer wieder aufhorchen, etwa mit seinen raffinierten Fills während Hardmans Trompetensolo in „Stanley’s Stiff Chickens“.

Im Januar und Februar entstand das nächste Album, „Ritual“, aufgenommen in New York, veröffentlicht aber auf Pacific Jazz.
Die Aufnahmen packen mich weniger als die Columbia Sessions vom Dezember, aber auch hier gibt’s viele schöne Momente von Hardman, McLean und Dockery. Auf „Once Upon a Groove“ gibt’s zudem ein tolles Schlagzeugsolo von Blakey.
Das Highlight folgt dann am Ende der CD mit dem Titelstück „Ritual“, ein langes Schlagzeug, bei dem die Band nur am Ende noch ein paar Töne spielt.
Der grösste Teil dieser Session erschien auf dem Album „Once Upon a Groove“ (PJ15), die beiden Stücke „Lil‘ T“ und „Exhibit A“ erschienen zusammen mit Elmo Hopes einziger Pacific Jazz Session (1957-10-31 mit Stu Williamson, Harold Land, Leroy Vinnegar und Frank Butler) auf dem Album „Meditations“ (PJ33).

Am 22. Februar ging Blakey dann wieder ins 30th Street Studio von Columbia, um die erste Drum-Session aufzunehmen, „Drum Suite“. Es spielten: Ray Bryant (p), Oscar Pettiford (b,cello), Jo Jones und Blakey (d), Specs Wright (d, tymp, gong, voc), Candido Camero (cga, perc, voc; b auf „Oscalypso“), Sabu Martinez (bgo, cga, perc, voc). Der erste der drei Teile der Suite, „The Sacrifice“, ist eine Art invocation mit Gesang in Suaheli und dichten Geweben aus Rhythmen. Das zweite Stück, Ray Bryants „Cubano Chant“, führt dann nach Kuba, Bryants Piano nimmt eine prominente Rolle ein. Auch im dritten Teil steht der Komponist im Zentrum: Oscar Pettiford spielt hier Cello, Candido übernimmt den Bass. Mehr zur Musik kann man in den Liner Notes von Kenny Washington nachlesen – auch die Story zu Candido am Bass… soviel nur: Pettifords Cello klingt zwar leicht verzerrt, er prägt die dunkle Stimmung des Stückes mit einem tollen ersten Solo.

Im März folgten dann die nächsten Drum-Sessions für Blue Note und innerhalb einer Woche zwei weitere Alben für Elektra/Vogue/Savoy (was war da die Original-Veröffentlichung? Und was der Titel, „Reflections of Buhaina“ auf Elektra, „Midnight Session“ oder „Mirage“ auf Savoy? Die Vogue-Veröffentlichung war nur eine CD, also viel später, ja? Blicke da gar nicht durch, habe selber die Savoy CD SV-0145 mit dem Titel „Midnight Session“ und dem roten Cover).

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