Re: Kings Of Leon – Come Around Sundown

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themagneticfield

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tina toledoÄhnlich schwierig wie der Begriff Indie ist hier (und sowieso) natürlich der Begriff Pop. Ich kann mir ungefähr vorstellen, was Du meinst, wenn Du die neueren Kings Of Leon als „poppiger“ beschreibst, aber nach anderen (mir näher stehenden) Facetten des Begriffs sind die Kings Of Leon in ihrer Frühzeit viel mehr Pop als jetzt. Zur Erläuterung schmeiße ich mal die natürlich auch vagen Begriffe Rock’n’Roll vs. Rock in den Raum. Auf dem ersten und über viele Strecken zweiten Album gehen die Kings Of Leon viel mehr auf den Punkt und wesentlich melodischer zu Werke. Sie sind damals ja in etwa gleichem Maße von Southern Rock wie auch von Garage und Post-Punk beeinflusst worden, nicht nur zu hören, sondern auch in diversen Interviews nachzulesen. Am Anfang gab es catchy bass lines und straighte 3-Minüter, jetzt klingt alles zäh, langgestreckt, gleichzeitig schwülstig, so bartlos und aufgeräumt wie die Brüder inzwischen auch aussehen. Man darf zwar auch den frühen dirty-Rock’n’Roll-Look kalkuliert gefunden haben, für mich wirkt dafür heute die Musik furchtbar kalkuliert. Dieser teils triefende Rock-Pathos, das Breitbeinige, diese Überpotenz seit „Because Of The Times“ lassen mich zum Teil erschaudern. Vergleiche doch mal eine Single wie “Sex On Fire“ oder “Use Somebody“ (furchtbarster KOL-Track ever, late U2 meets Nickelback) mit einem frühen Track wie “Red Morning Light“ oder “Velvet Snow“, das war doch viel straighter und lebhafter (Rossi, komm mir mal zur Hilfe! ;-)). Die letzten Alben sind natürlich merklich produzierter und mainstreamtauglicher, ich vermute, dass es das in erster Linie ist, was sie für Dich heute mit mehr „Pop-Appeal“ erscheinen lässt, oder?

Rossi braucht dir gar nicht zur Hilfe kommen, ich verstehe was du meinst und sehe vieles ja sogar sehr ähnlich. Wenn du melodischer im Sinne von Rock’nRoll, knackiger abwechslungsreicher, mehr „auf die zwölf“ meinst im Gegensatz zu diesem opulenterern, vielleicht sogar eintöniger wirkenden Sound, kann ich das nachvollziehen. Mir gefällt dieses weniger kantig verotzte einfach deutlich besser. Das bedeutet jetzt aber auch nicht, dass ich die letzten beiden Alben für Meisterwerke halte.
Kalkuliert waren die Jungs für mich immer, deren Fotostrecken ähnelten doch immer deutlicher eher einem Fashionpart, als einer Musikberichterstattung.

Naja und U2 mag ich ja [bis auf das letzte unsägliche Album und „Pop“ (sic!)] auch, insofern ist Hopfen und Malz wahrscheinlich eh verloren ;-). Das ich mit meinem Bevorzugen der späten KoL recht allein dastehe, ist mir indes auch bewusst.

Ich werde aber die von dir verlinkten Hörproben noch mal gegenhören, wenn ich nicht mehr auf der Arbeit bin.

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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!