Re: Smalls Live Archive

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redbeansandrice

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bevor ich mehr zu Clemons/Benko schreibe, erstmal etwas anderes, nicht unbedingt mein Terrain, aber die Musik ist zu gut, um ignoriert zu werden…

The Nir Felder Quartet

Wednesday, May 19, 2010
9:00 PM to 12:00 AM

Als jemand der in seinem Leben vielleicht zwei Stunden John Scofield und Pat Metheny gehört hat, bin ich vermutlich nicht allzu berufen, über die Musik von Nir Felders Quartett zu urteilen – was ich allerdings sagen kann ist 1) Felder hat erheblich mehr Scofield gehört und 2) ich find das Konzert so gut, dass ich es mir jetzt einige Male am Stück angehört hab… Nir Felder, Mitte 20, ist Berklee Absolvent, seit ein paar Jahren auf der New Yorker Jazzszene, er spielt unter anderem in den Bands von Greg Osby und Chuck Mangione – eine ziemliche stilistische Bandbreite, stellenweise wird er als ein next big thing der Jazzgitarre gefeiert, hier und hier etwa. Kennengelernt hab ich ihn durch clasjazz Hinweis auf den sehr schönen Geburtstagsbroadcast von Osby.

Im Smalls ist er mit seiner eigenen Quartett zu hören, Matt Penman am Bass (kenn man zB von Nils Wogram), Nate Wood am Schlagzeug und Jon Cowherd am Keyboard… ein gutes Stück weit ist die Musik Jazzrock, zweifellos, aber in die Fusion der 70er Jahre werde ich zumindest vergleichweise wenig erinnert… ich könnte mir diffus vorstellen, dass es damit zu tun hat, dass Felders Rocksozialisation meiner spärlichen einfach näher ist, als die eines Pat Metheny oder John McLaughlin – aber hier muss ich spekulativ bleiben… insgesamt fühlt sich die Musik für mich jedenfalls weder steril an noch kitschig (naja vielleicht ist sie mal punktuell kitschig), ohne es auf den Punkt bringen zu können, mag ich den Sound der Band wahnsinnig gerne; Felder klingt viel mehr wie ein „normaler“ E-Gitarrist als wie ein Jazz-Gitarrist… arbeitet viel mehr mit dem Sound der Gitarre als man es aus dem Jazz kennt (machen natürlich auch andere mittlerweile, Brad Shepik, was weiß ich); was ich an der Musik unbedingt fantastisch finde, sind die tollen, rastlosen Linien die Felder spielt, endlose melodische Erfindungsgabe, sowas; auf eine Art ist das ja die Essenz des Jazz spätestens seit Charlie Parker… fehlt mir zum Beispiel bei Sachen aus dem Ribot/Zorn Umfeld oft ein bißchen… überwiegend Eigenkompositionen, irgendwo im zweiten Set gibt es auch einen Bebopstandard, jedenfalls ein tolles Konzert, wer hier von Gegniedel spricht, ist ein Schuft… das zweite Set ist aus meiner Sicht tendentiell das stärkere…

Gibt noch einen zweiten Broadcast aus dem Smalls von Felders Quartett, allerdings in einer komplett anderen Besetzung mit Frank LoCastro am Keyboard. Diese Aufnahme gefällt mir deutlich schlechter, Felder ist ein enorm rasanter Musiker, LoCastro kann oder will da nicht hinterherkommen, so dass die Musik jedes Mal wenn Felder aussetzt quasi stehenzubleiben scheint…

stream

Nir Felder – Guitar
Jon Cowherd – Piano
Matt Penman – Bass
Nate Wood – Drums

mindestens ****

Felders myspace Seite
auf ein paar Alben ist Felder mittlerweile auch zu hören, zum Beispiel David Weiss Point of Departure Quintet – Snuck In, Greg Osby – 9 Levels, aber die kenn ich noch nicht…

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