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„Transient Random Noise Bursts With Announcement“
Titel und Cover sagen eigentlich alles; die Zeiten in denen Stereolab einfach nur „Peng!“ machen sind definitiv vorbei. 1993 hat man zumindest den Hauch einer Idee welchen Klang man möchte und wie man ihn erreichen – und später – klassifizieren – könnte. Line-Up und Instrumentarium wurden extrem erweitert der Retro-Analog-Sixties-Fetisch schlägt sich trotzdem immer noch vor allem im Artwork und den Linernotes nieder.
Vintage Keyboards tauchen hier natürlich erneut auf, sind zu diesem Zeitpunkt allerdings schmückendes Beiwerk, fünf von sechs Bandmitgliedern haben einen „Guitar“-Credit. Somit ist „Transient Random Noise“ einerseits das erste „echte“ Stereolab-Album andererseits aber auch das letzte auf welchem die Gitarre das Keyboard dominiert. Nur ein Jahr später – auf „Mars Audiac Quintet“ – würden sich die Parameter komplett verändern, für einen kurzen, schönen Moment stehen Gane und Saedier 1993 aber näher an Sonic Youth als an den Pizzicato Five.
Was „Transient Noise“ zu einem – leider auch im Band-Kontext- einmaligen Album macht, hypnotisch, garagig, intensiv, die Abwesenheit des tragenden ornamentalen Keyboard-Schmelzes und Mary Hansens veredelnden Vocals (Saedier singt hier zu 90% alleine) verleiht dem Sound eine nackte, unpolierte Qualität. „Pack Yr Romantic Mind“ samplet George Harrison, was dieser in letzter Minuten verbietet so dass der Track neu aufgenommen werden muss. Im gut 18-minütigen „Jenny Ondioline“ kommt alles zusammen, auf ein sogartiges, wild wucherndes Gitarren-Freak-Out folgt urplötzlich ein schlanker Neu!-Beat. Zusammen mit „Dots And Loops“ ist dies das tighteste der frühen Stereolab-Werke, selbst die mäandernden Momente sind extrem stringent und zwingend arrangiert und ich bin immer wieder überrascht wie schnell 62 Minuten vorbei sein können.
Ab dieser Platte fahren die Briten übrignes zweigleisig; Elektra Records veröffentlicht die CDs während das bandeigene Duophonic Label das Vinyl besorgt. Und erstmal daneben greift: Die auf 1500 Copies limiterte Startauflage – auf goldenem Vinyl – ist so miserabel gepresst, dass ein Großteil der Platten retourniert und eingestampft werden muss. Auch der Locked-Groove im Closer „Lock Groove Lullabye“ funktioniert leider nur bei manuellen Plattenspielern Warum Duophonic Stereolabs frühe Werke seit Jahren nicht nachpresst bleibt ein Rätsel. Mangelnde Nachfrage? Wahrscheinlich findet Tim Gane es insgeheim einfach gut, dass der potentielle Interessent sich auf die Jagd begeben muss. Wobei die LPs in den letzten zehn Jahren deutlich im Preis eingebrochen sind und sich mühelos für maximal 30, 40 Euro auftreiben lassen.
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