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Friedrich@ Moondawn: Ich habe EMPEROR gekauft als sie erschien. Alles andere habe ich erst viel später kennengelernt. Vielleicht war das ein Glücksfall, denn das ermöglicht einen distanzierteren Blick – nicht nur auf die Musik selbst sondern auch auf die damaligen Pressestimmen. Im Nachhinein meine ich sagen zu können: EMPEROR wurde gehypet und darüber vielleicht die Qualitäten der in meinen Ohren eigentlich stärkeren Nachfolger DOTS, COBRA und SOUND-DUST übersehen. Die üblen Verrisse von COBRA erwähnte ich ja. Aus heutiger Sicht ist das überhaupt nicht mehr nachzuvollziehen. Auch für das Festnageln von Stereolab auf die Rolle der ewigen VU-/Krautrockepigonen, die nur noch im eigenen Saft schmorten, finden sich in der Musik, die The Lab nach EMPEROR machte, gar keine Anhaltspunkte. Im Gegenteil: sie entwickelten sich immer weiter davon weg! Spätestens ab DOTS war das Kraut-Klischee doch überwunden. Aber da hatte die Fachpresse sich vielleicht schon festgelegt und hat dann wohl gar nicht mehr hingehört. Schade, denn für meine Ohren ist gerade diese Phase von Stereolab besonders interessant.
Hatte gestern etwas Zeit und konnte „Emperor“ und „Dots“ komplett hören. „Emperor“ bringt im Band-Kontext keine einzige neue Idee ist aber trotzdem ein wirklich gutes Album. Stereolab nehmen die Soundfäden der drei Vorgänger und spinnen sie auf sehr hohem Niveau aus, der Klang ist zugänglich, schimmernd und extrem poppig. Dass das damals gehypt wurde ist nachvollziehbar da sich der Hype – via „Mars Audiac Quintett“ – sehr langsam aufbaute. Die Gruppe war irgendwie immer in der Presse gewesen, jeder hatte von ihr gehört ohne sie tatsächlich gehört zu haben. „Emperor“ änderte das. Und erwischte eine Menge Menschen völlig unerwartet da es nicht ansatzweise ein Debüt ist.
„Dots“ fand ich dagegen NOCH besser als früher, bin immer wieder überrascht wie sehr diese Platte gleitet und fliesst. Das ist wirklich ein neuer Ansatz da die Band das Erreichte in einen neuen Kontext versetzt, weiterdenkt. Wobei man die Musik mehrfach hören muss um das zu erkennen, 1997 war meine erste Reaktion extrem negativ. Zu viel Easy Listening, zu viel Oberfläche. Nur: Unter dieser Oberfläche passiert wahnsinnig viel. Vorsicht mit solchen Aussagen aber: Als Kunstwerk ist „Dots And Loops“ perfekt. In einem Museum wäre es nicht wirklich falsch. Und das würde ich von kaum einer LP behaupten.
Danach hätte ich mir einfach gewünscht, dass Gane und Sadier zweigleisig fahren, einerseits weiter an ästhetischen Feinheiten feilen andererseits aber ihre trashige Seite nicht vernachlässigen. Denn Stücke wie „French Disco“ oder „Jenny Ondioline“ gibt es Post-1997 ja leider überhaupt nicht mehr. Wobei man sagen muss, dass Stereolab mit diesem Ansatz voll im Trend lagen, denn damals – späte 90er – war irgendwann ein Punkt erreicht an dem Alternative – for lack of a better word – viel zu oft diesen „Post-Irgendwas“-Stempel trug. Von daher war ich sehr froh als 2001 via „Internal Wrangler“ und „Is This It“ wieder ein wenig Druck zurück brachte Und wenn ich sehe wie The Raveonettes auf der Bühne „French Disco“ – ganz grandios und schön glamourös dreckig – covern frage ich mich ob Stereolab nicht doch andere Optionen gehabt hätten….. kein Mensch möchte schließlich in einem Museum leben. Es sei denn man arbeitet dort…
Was nun Deine Tipps angeht: Ich halte die Augen offen, da ich Vinyl-Hörer bin kann ich die Prä-2008 Alben nicht einfach bei Amazon bestellen, da muss man warten bis sie zu einem guten Preis auftauchen. Wobei ich gerade diese Platten oft auf Börsen, Märkten, etcpp gesehen – und ignoriert – habe. Vinyl und Stereolab passen übrigens wie die Faust auf’s Auge: „Emperor“ in gelben Glitter-Vinyl, „Dots“ im Fake-Sixties-Sleeve, eine LP grün, die andere weiss.
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