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gypsy tail wind
Das ist in der Tat eine tolle Beschreibung von Coltranes Wandel, den man wohl irgendwo zwischen Ende 1963 (Europa-Tour) und Mitte 1964 am ehesten greifen kann. Ich denke man kann diesen Wandel eben auch am Ton hören. Die Härte und Klarheit, die sein Ton vor den Zahn- und/oder Mundstückproblemen hatte, die hat Coltrane wohl nie mehr erreicht, und wie mich dünkt, gar nicht mehr erreichen wollen. Stattdessen ist sein Ton in den Konturen weicher und im Körper voller geworden. Das Vibrato, das früher nur bei Balladen auftauchte, wird in seiner ganzen Musik hörbar (was die beiden 1964er Studio-Alben zeigen), die Musik wird insgesamt umfassender, es gibt nicht mehr diese klaren Trennung von „Balladen“, „Blues“ und „cookers“ oder Uptempo-Nummern oder wie man das auch immer nennen will… das alles packt Coltrane in dieser Phase oft in ein einziges Stück – Rubato mit hymnischer Lyrik, mitreissender Swing, suchende, ekstatische Soli. Genau das ist es wohl, was die Musik so unglaublich gut macht!
Prima beschrieben. Coltrane löst die klassischen Jazzformen auf, aber die neuen langen Stücke besitzen dennoch eine Struktur, die seiner eigenen Logik entspricht, aber nicht mehr bekannten Jazz-Konventionen folgt. Er ist sicherlich nicht der Erste, der das gemacht hat, aber er hat es auf vollendete Art und Weise getan.
gypsy tail wind
Ein Nachtrag zu New Wave in Jazz: die CD lässt Aylers Stück „Holy Ghost“ weg, es erschien dann als erstes Stück auf der Ayler Doppel-CD „Live in Greenwich Village – The Complete Impulse Recordings“ (GRP 1998, IMP 22732). Die CD enthält neben Coltranes „Nature Boy“ auch Archie Shepps „Hambone“, Charles Tollivers „Brilliant Corners“ und Grachan Moncurs „Blue Free“, sowie von Tolliver und Moncur je einen längeren Bonus Track: „Plight“ und „The Intellect“ – beide erschienen zuerst auf dem Doppel-Album The New Breed, das zudem die Cecil Taylor Impulse-Session (1964-10-10) enthielt, sowie die beiden New Wave in Jazz Stücke von Tolliver und Moncur, und auch denjenigen von Shepp.
Die CD ist also abgesehen vom Coltrane Track (der anstelle der drei Taylor Tracks steht) eher ein Reissue von „The New Breed“.Aber das alles interessiert Euch ja wohl eh nicht… interessant sein dürfte aber, dass die „New Wave in Jazz“ CD ca. 23 Minuten von Tollivers Quintet (mit James Spaulding, Bobby Hutcherson, Cecil McBee und Billy Higgins) und ca. 31 Minuten von Grachan Moncurs Quartett (dieselben minus Tolliver und mit Beaver Harris anstelle von Higgins) enthält.
Doch, mich interessiert das, weil ich die Doppel-LP letzens erworben habe. Danke.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.