Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Chronological Coltrane › Re: Chronological Coltrane
TosheyEin sehr guter Einwurf und vorallem perfekt was das Timing betrifft!
Ich muss darüber noch sinnieren. „Giant Steps“ hat diesen Status sicherlich inne, aber mich irritiert, (wie im Post weiter oben angedeutet), dass er sich durch diverse Ereignisse auch wieder zurückbewegt hat, zumindest wirkte es nach außen ein wenig so.Ich habe aber bewußt diese “ ` “ Form, statt jener “ ‚ “ gewählt.:-)
Ich mag es ein bißchen luftiger zwischen den Buchstaben…
Aber deine Anmerkung ist dennoch sinnvoll, weil wenn man bspw. eine Amazon Rezension schreibt, funktioniert bei der Darstellung nur diese Variante. Hat sehr lange gedauert, bis ich das mal…:lol:
So ganz sicher bin ich da doch nicht… „Traneing In“, „Blue Train“, „Soultrane“ und „Settin‘ the Pace“ sind schon auch ganz tolle Alben.
Wegen „Giant Steps“: eigentlich war das selber ja auch ein Rückschritt… die Entwicklung verlief ja über die totale Verdichtung (harmonischer Art – rhythmisch bedingte die ja eine Vereinfachung, das Solo über „Giant Steps“ besteht fast nur aus Achteln, die „Sheets of Sound“ wären da nicht mehr machbar gewesen, selbst für Coltrane nicht!) und dann – poof! – zerplatzte die Blase und die neue Simplizität war da: der modale Jazz. Dieser bahnt sich bei Miles schon seit mitte 50er Jahre oder so an (ich glaub auf der Blue Note Quartett-Session mit Horace Silver gibt’s schon ein harmonisch aufs Äusserste reduziertes Stück) und findet dann auf „Milestones“ zum ersten Mal Niederschlag und mit „Kind of Blue“ gab’s dann gleich ein ganzes Album voll – und was für ein Album!
Coltrane hat parallel dazu immer noch seinen „doomed“ Weg der harmonischen Verdichtung beschritten, und die Sessions für „Giant Steps“ fanden statt, nachdem der Knoten ja eigentlich bereits zerschlagen war… daher ist für mich „Giant Steps“ irgendwie zugleich Markstein, aber auch Endpunkt, Sackgasse. Danach musste eine neue Einfachheit, Klarheit folgen, wie sie Coltrane dann selbst auch auf „Coltrane“ (dem Impulse-Album) und bis hin zu „A Love Supreme“ weiter gepflegt hat.
So sehe ich das in etwa… also der Endpunkt fand statt als der Weg zum Neubeginn schon angetreten war. Äusserst faszinierend in diesem Hinblick übrigens „Flamenco Sketches“. Jost analysiert es in „Free Jazz“ und zeigt auf, wie die Solisten unterschiedliche Strategien haben, um anzuzeigen, dass sie in die nächste Skala wechseln werden. Adderley macht das konventionell, indem er ein Phrase spielt und sie dann moluliert, in der neuen Skala wiederholt. Bei Coltrane wird der Wechsel durch Verdichtung (konkret: kürzere Noten in der gleichen Zeit, beim dritten oder vierten Wechsel dann eigentliche Läufe oder Arpeggi) angezeigt. Unglaublich subtil!
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba