Re: ROLLING STONE Juli 2010

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go1
Gang of One

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AnnaMaxAls Wiedergutmachung für Koch-Mehrin gibt’s Eva Padberg. Genau so blond, genau so kulturell relevant.

Die beiden Fälle sind völlig verschieden, denn Padberg macht seit 2003 auch Musik und hat im Duo Dapayk & Padberg zwei Alben und mehrere Singles veröffentlicht. Sie ist genauso „legitim“ wie es z.B. Karen Elson wäre. (Und sie ist Vinylistin, nebenbei bemerkt.) Koch-Mehrin im RS war dagegen völlig willkürlich und beliebig!

Grundsätzlich halte ich die Rubrik „Coverstories“ allerdings für unnötig.

Das letzte Heft hatte ich ausgelassen, das aktuelle habe ich mir jetzt gekauft. Ausschlaggebend waren vor allem das Special und Morrisseys Interview mit Linder, in zweiter Linie auch die Beiträge über M.I.A. und Teenage Fanclub. (Lesen konnte ich diese Texte allerdings noch nicht.)

Ein bisschen enttäuscht bin ich darüber, dass eine der größten Umweltkatastrophen der Geschichte („das amerikanische Tschernobyl“) nur mit einem knappen Kommentar bedacht wird, wie er genauso auch in der taz hätte stehen können (Sven Giegold plädiert wieder einmal für den „Green New Deal“). Ich hatte nämlich damit gerechnet, dass die Redaktion die lesenswerte Reportage des amerikanischen ROLLING STONE übersetzen würde:
The Spill, the Scandal, and the President

Wobei ich durchaus Vorbehalte gegen den Text habe: Der Autor, Tim Dickinson, nimmt nicht zur Kenntnis, dass die Ölförderung im Golf von Mexico beiden Parteien als Frage der „nationalen Sicherheit“ gilt, nicht nur den Republikanern. Das Ziel, von Ölimporten unabhängiger zu werden, hatte auch für die Obama-Regierung Priorität. Das macht es meines Erachtens auch verständlich, warum sich die Ankündigungen des verantwortlichen Ministers, Ken Salazar, so sehr von seinen Taten bzw. Unterlassungen unterschieden haben (Dickinson stellt diese Diskrepanz ausführlich dar, zieht aber keine Schlüsse daraus). Die Aufsichtsbehörde MMS wurde nur zögerlich reformiert, obwohl ihre Korruption seit langem bekannt war, um der Ölförderung keine Hindernisse in den Weg zu leben, und ein Konzern wie BP, der bei der Sicherheitstechnik Abstriche macht, um Kosten zu sparen und den Gewinn zu steigern, hatte freie Bahn. Der Drang des Konzerns, möglichst schnell möglichst viel Öl zu verkaufen, traf zusammen mit der politischen Absicht, einen größeren Teil des Stoffes vor der eigenen Küste zu gewinnen.

(Über die Einzelheiten und die Vorgeschichte des Desasters hat vor allem die New York Times ausführlich berichtet:
Documents show early worries about safety of rig

In Gulf, it was unclear who was in charge of rig

Regulators failed to address risks in oil-rig fail-safe device

Und noch ein Artikel aus der Washington Post:
Reports at BP over years find history of problems

Es ist eine Geschichte von Deregulierung und Kostensenkung.)

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To Hell with Poverty