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alexischickeBei aller Kritik,diese Labels haben aber auch großartige Konzerte herausgebracht,die es vorher noch nicht gab z.B „Ella Fitzgerald Joe Pass hamburg duets“ oder „johnny hartman in Boston 1976“ alles Konzerte die ich in meiner Sammlung nicht missen will.
Das ist ein Punkt… aber für mich einer, der mich aufregt. Diese Konzerte holen sich die Label (v.a. RLR) direkt von Dime, anderen ähnlichen Seiten oder von Blogs, wo sie den technisch bewanderten Zeitgenossen kostenlos zur Verfügung stehen.
Dass man für eine gepresste CD mehr bezahlen mag als für ein paar Nullen und Einsen kann ich sehr wohl verstehen, aber diese Veröffentlichungen sind eben ganz klassische Bootlegs. Das ist aber (in den meisten Fällen) keine Aussage zur Qualität der Musik. Allerdings ist da eben der Punkt gültig, den ich oben schon erwähnte: in der „trading community“ zirkulieren oft Upgrades, die direkt von der Quelle stammen, bei denen die Geschwindigkeit der Musik korrigiert wurde, oder die mehr Musik enthalten als die in Eile auf den Markt geschmissenen Boots – und da wird dann der Käufer oft ein klein wenig belogen und betrogen… z.B. läuft die Miles in Amsterdam (mit Barney Wilen und dem Trio von René Urteger mit Pierre Michelot und Kenny Clarke) in allen Ausgaben viel zu langsam (47cent, falls jemand das korrigieren will), auch auf dem heute am einfachsten greifbaren Lonehill-Bootleg.
alexischickeEs geht mir um die Musik und solange von Majorlabels nicht kommt ist eine durchaus eine gute Alternative.Die Elmo Hope Box bekomme für einen Spottpreis und bekomme dafür viel Musik.
Die Haltung macht eben auch viel kaputt. Versteh mich bitte nicht falsch, ich will Dich damit nicht angreifen, und ich kenne die Haltung auch von mir selber. Aber die Vorstellung, dass wir immer mehr immer billiger und stets verfügbar haben wollen, die ist wohl eher neu und macht kleinen Labels das Überleben sehr schwierig (ebenso wie kleinen Läden in fast allen Bereichen… man kann ja heute fast in jede grössere Stadt gehen und überall steht H&M, Starbucks, Subways…)
alexischickeFür die Majors ist es wohl nicht profitabel zumal anständige Reiusses viel Zeit in Anspruch nehmen.Mosaic kann selber anscheinend mühevoll seine Sachen absetzen und muss ums Überleben kämpfen.Ein normales Unternehmen kann sich sowas nicht leisten.
Mosaic hat grosse Mühe… ich stelle mir deren Alltag als einen dauernden Überlebenskampf vor. Von den meisten Boxen setzen sie nicht die geplante Anzahl ab sondern bloss 3000 Stück oder so, bevor ihre Lizenz ausläuft. Da sind dann wohl Sachen wie Ellington, Armstrong oder Bing Crosby schöne Ausnahmen, bei denen tolle Musik (na ja, Bing brauch ich nicht… wenn’s nicht so eine riesige Box wär vielleicht) mit guten Verkauszahlen für einmal zusammenfallen.
alexischickeAber Concord macht durchaus gute Sachen bringt die Coltrane Aufnahmen in überarbeiten Boxen raus und auch die Monk Box sieht großartig aus.
Die Coltrane-Boxen haben noch die guten Leute von Fantasy konzipiert und das erste zumindest auch noch veröffentlicht, das zweite stand schon bei der Übernahme, ob das dritte noch je erscheinend würde stand dagegen längere Zeit in den Sternen. Zum Glück kam’s dann doch noch, das halte ich Concord auch zu Gute, die idiotischen Twofer-Reissues und die eher gesuchten RVG- und Keepnews-Reihen dann eher weniger (wobei in der Keepnews Edition ein paar wenige Dinge auf CD erschienen, die zuvor noch nicht greifbar waren).
EDIT: das mit den Coltrane-Boxen hat redbeans schon erwähnt… hab den Post vor über einer Stunde begonnen, kochen und essen kam dann dazwischen…
Zum Punkt mit den Billig-Boxen: Soulnote würd ich da ausnehmen, denn deren Boxen erhalten überwiegend Musik, die schon seit Jahren teuer oder schwierig zu kriegen ist – da verstehe ich das grosse Interesse (? die kleinen Online Jazz Gemeinden sind ja kaum ausschlaggebend, auch nicht, dass das Threadgill Set rasch mal ausverkauft war, die haben ja vielleicht auch bloss 2000 oder 3000 davon herstellen lassen).
In den Fällen wie Avid, diesen üblen „3 Albums on 2 CDs“-Sets und ähnlichem wundere ich mich auch etwas. Die Original Album Classics/Series Sets find ich hingegen toll als Einstieg – das sind völlig legale Sets, mit denen man sich in vielen Fällen für wenig Geld einen guten ersten Überblick verschaffen kann und oftmals einige der wichtigsten Alben der betreffenden KünsterInnen erwerben kann. Bei sowas greife ich auch zu, wenn ich Zweifel habe, ob ich wirklich mehr als zwei, drei der enthaltenen CDs mögen werde, oder ob ich überhaupt von diesen Leuten etwas besitzen muss. Derselbe Reflex gilt wohl bei vielen Leuten auch im Hinblick auf Avid und andere dieser Reissues.
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