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Schwieriges Thema!
ein paar der rechtlichen Fragen sind mir ja etwas unklar: 1) Stimmt es, dass Andorra ein anderes Copyright hat, und dort der Urheberrechtsschutz schneller verfällt? 2) Wie ist das eigentlich mit Remasters, also was fällt nach 60 Jahren aus dem Schutz heraus? An sich fände ich folgendes logisch: Nach 60 Jahren sollte es ok sein, Vinyl-Rips anzufertigen (vom Original). Aber wenn ich eine japanische CD von 2003 kopieren will, muss ich bis 2063 warten, denn die haben die Aufnahme weiterbearbeitet, und wenn man anfängt da fein zu differenzieren, wer hat Musik hinzugefügt, wer nicht, kommt man in Teufelsküche… 3) Wie ist das mit Cover-Artwork und Fotos, wenn ich mich richtig erinnere, gilt dort ein längerer Schutz, und der wird von diesen Firmen in aller Regel missachtet… (dass sie in aller Regel das Labellogo vom Cover entfernen ist zwar putzig, darf aber eigentlich nicht reichen…) Auf der West Coast Jazz Email-Liste meldete sich mal ein freundlicher älterer Herr zu Wort, Jordi Pujol von Fresh Sound habe sich als enthusiastischer Fan (der er zweifellos wirklich ist) in den 70er Jahren viele Fotos von ihm kopiert, als er in Kalifornien zu Gast war, und dann einfach nicht verstanden, dass er etwas bezahlen muss, wenn er sie bei seinen Reissues verwendet…
alles in allem, tendiere ich auch dazu, diese rechtlichen Bestimmungen nicht allzu ernst zu nehmen, so gut gemacht sind die Gesetze in diesem Bereich nicht, und viele Reissues sind wirklich „verdienstvoll“… es gibt aber auch Sachen, die kommen mir ethisch so falsch vor, dass es mir völlig egal ist, ob sie im Prinzip erlaubt oder verboten sind… die Bootlegversionen von liebevoll gemachten Uptown-CDs etwa (Young Mingus, Dizzy/Parker at Townhall 45), oder dubiose Reissues von Werken wie Kind of Blue oder Giant Steps, bei denen nun wirklich kein Bedarf besteht… wenn ich letztere CDs in einem Laden stehen sehe (und sie stehen mittlerweile fast überall), bin ich in der Regel so wütend, dass ich lieber zu Hause bei amazon bestelle, zumindest die Händler sollten sich bemühen, sowas dort einzukaufen, wo es herzukommen hat…
Ich bin mir sicher, dass nicht alles im Freshsound Katalog gleichermaßen „sauber“ ist, dennoch stimme ich zu, dass denen unterm Strich ein positives Zeugnis auszustellen ist… was FreshSound auf ihrer Homepage vertreiben ist ein anderes Thema, dort finden sich kurioserweise Originale von Columbia neben Machwerken wie diesem hier
was die Bootlegs betrifft: da bin ich nicht ganz gypsys Meinung, ich denke auch, dass es für älteren Menschen, denen das technische Knowhow fehlt, eine durchaus wertvolle Dienstleistung ist, wenn man ihnen Sachen wie Chet Baker mit Dick Twardzik Live auf CD nach Hause liefert, find ich ok dafür Geld zu nehmen, und ist ja letztlich auch nicht billiger zu machen, als ein Public Domain Studio Album neu herauszubringen… Aber natürlich finde ich es lustig, wenn Art Peppers Witwe diese CDs dann kopiert und selber verkauft…
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