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Nein, Fresh Sound gehört nicht zu Disconforme & Co..
Das Argument mit den Majors überzeugt mich aber schon. Wenn wir mal die reissues von BN oder Fantasy-Aufnahmen weglassen, ist es trotz allem so, daß die Aufnahmen einfach nicht erscheinen würden. Somit wäre ein großer Teil des Jazz nicht für den Hörer verfügbar.
Und da sie die CDs pressen lassen, können sie auch Geld damit verdienen. Das ist legitim. Das Urheberrecht in der EU spielt solchen Labels in die Hände, das wäre etwas, worüber man durchaus diskutieren kann. Aber, wer nichts macht (wie die großen Labels), sollte auch kein Geld bekommen. Wofür? Sie geben ja nicht einmal die Bänder zum Überspielen heraus, das wird von kleineren Labels durchaus angefragt und in der Regel abschlägig beschieden oder die Lizenzgebühren sind so hoch, daß sich das über den Verkauf von CDs nicht rechnet. Die Stückzahlen im Jazz sind so gering, daß das einfach nicht hereinkommen kann.
Wenn man bedenkt, wie lange MOSAIC braucht, um ihre 5.000 – 7.500 Stück eines CD-sets zu verkaufen, kann man sich vielleicht vorstellen, wie es kleineren Labels geht. Da fallen auch die relativ geringen Kosten für das Pressen der CD bzw. Booklet-Druck und das konfektionieren der CDs mit der Zeit ins Gewicht. Es lohnt sich schon, auch darüber nachzudenken.
Und das Argument, daß OJCs und nun auch BN-CDs jahrelang in den Regalen standen, nutzt nichts, wenn sie nicht wirklich im Moment zur Verfügung stehen. Soll man jemanden seine relative Jugend vorwerfen, daß er mit 10 Jahren nicht die OJCs-gekauft hat?
Sowas regelt sich zudem eindeutig über den Markt. Wenn sich der ex-OJC-Kram nicht verkauft, verlieren die „Piratenlabels“ Geld. Was nicht verkauft wird, hat nur Geld gekostet. Wenn allerdings Concord etwas früher die OJC-CDs neuauflegt und ein „Piratenlabel“ nachzieht, ist das eine andere Dimension und die Aktion der „Piratenlabels“ durchaus mehr als fragwürdig.
Letztendlich entscheidet der Kunde darüber, ob er etwas kauft oder nicht. Also, wer das nicht unterstützen will, sollte auch so viel Anstand besitzen und den Kauf verweigern. Da kann man schon moralische Überlegenheit demonstrieren, wenn man nur will.
Ich kaufe in der Regel Vinyl und das meist 2nd-hand. Somit verdienen weder Künstler noch Label daran. Von der Seite her also so ziemlich das schlimmste, was den Labels und Künstlern passieren kann. Ich bin richtig böse. Nicht mal die „Piratenlabels“ verdienen Geld an mir.
Und wenn es ein Bootleg ist, verstehe ich die Aufregung sowieso nicht. Wieso stellt man sowas ins Netz, was ist die Absicht dahinter? Wieviel verdient der Künstler daran, daß Fans sowas kostenlos downloaden können? Und wer sollte dafür bezahlt werden? Der „Mitschneider“, der die illegale Vervielfältigung ermöglicht? Da es sich um bootlegs handelt, erübrigt sich wohl generell die Aufregung. Und vielleicht sind auch noch ein paar Leute glücklich, die durch die CD endlich diese Musik hören können. Nicht jeder Jazzfreund ist auch PC-Nutzer. Auch mitunter eine Frage des Alters und der Interessenlage.
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