Re: ROLLING STONE Mai 2010

#7590533  | PERMALINK

nail75

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castles in the airAch, wenn das mal so einfach wäre! Um Missverständnissen vorzubeugen: Es ist nicht so, dass ich die komplette Leserschaft für immun gegen das halte, was der RS seit einigen Monaten serviert. Irgendetwas bleibt bekanntlich fast immer hängen, und ich bin oft erstaunt, wie selbst Leute, die ich für aufgeklärt halte, plötzlich Sätze wie „Die Reformpolitik war alternativlos“ oder „Sozial ist, was Arbeit schafft“ nachplappern, nachdem sie das hundertfach in irgendwelchen politischen Talkshows erzählt bekamen. Dass ich in diesem Zusammenhang einem Magazin, dass ich früher durchgehend schätzte, mittlerweile sehr misstrauisch begegnen muss, darf ich zumindest bedauerlich finden.

Falls u.a. ich damit gemeint sein sollte, dann nimm bitte zur Kenntnis, dass ich schon im Bundestagswahlkampf 2002 Freunden gesagt habe, dass nach einem eventuellen Wahlsieg der SPD (der dann auch eintrat), grundlegende Reformen am Arbeitsmarkt vorgenommen werden müssen, weil die Politik des „irgendwann wird es schon besser werden“, die seit den frühen 1980ern betrieben wurde, offensichtlich nicht funktionierte. Und ich war sehr zufrieden damals und heute, dass Schröder mit der Agenda 2010 meiner Erwartung entsprochen hat. Das war weder damals noch heute eine populäre Position, aber so habe ich das schon immer gesehen. Ich will hier keine Grundsatzdebatte über die Richtigkeit der Politik von Schröder führen, aber der RS hat mit dieser Überzeugung nicht das allergeringste zu tun.

Ich bin allerdings der Auffassung, dass man Politik, wenn man sie denn im Heft behandeln will, ernsthaft behandelt und nicht mit oberflächlichen Portraits, die die Politiker oder Wirtschtaftsführer von der besten Seite zeigen. Einer oder zwei Artikel dieser Art finde ich nicht schlimm, aber das sollte man keineswegs in Form einer Serie verewigen.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.