Startseite › Foren › An die Redaktion: Kritik, Fragen, Korrekturen › Das aktuelle Heft: Lob und Tadel › ROLLING STONE Mai 2010 › Re: ROLLING STONE Mai 2010
Bis auf die 50 übersehenen Meisterwerke gibt es diesmal wenig Anlass zur Freude, ein Heft, das sehr schnell gelesen und vergessen ist.
Neo Rauch nervt in seinen Posen ein bisschen und fasziniert als halbwegs pointierter und meinungsfreudiger Charakter auch ein wenig, die Fotos sind peinlich, fast schon unfreiwillig komisch, da haben wohl sogar Rammstein mehr Sinn für Selbstironie; das anschließende Sammler/Künstler-Gespräch wirkt ein wenig verloren, als sei es durch einen Formatierungsfehler nicht in der Spex oder Monopol, sondern im RS gelandet – aber grundsätzlich finde ich die Öffnung zur Kunst gar nicht unsympathisch. Kann man mal machen, mal sehen ob diese Horizonterweiterung nun konsquent beibehalten wird.
Rufus W. ist zwar auch ein Fatzke, aber irgendwie ja doch unterhaltsam, und eigentlich mag ich diese klassisch dekadente Selbstinzenierung, diesen Stil- und Stilisierungswillen nicht ungern – aus der Ferne, außerhalb Hörweite.
Die „drei ???“ scheint die neue Witzkolumne zu werden, die im Leserbrief ja gefordert wird. Arne Willander, wir wissen, wie Google funktionert, bitte mehr Meinung, weniger banales Faktengehuber.
Der Piratenpartei-Artikel ist in seiner wohlartikulierten und optimistischen Zahmheit ja immerhin ganz putzig.
Die Würdigung von Clint Eastwood freut mich (nicht nur) insofern, als ich offenbar doch nicht der einzige bin, der seinen Regietätigkeiten eher verhalten gegenübersteht und den die allseitigen Lobudeleien für „Mystic River“ oder „Million Dollar Baby“ ratlos machen.
castles in the airIch hoffe, dass die Redakteure des Rolling Stone endlich begreifen, dass bestimmte Gefälligkeitsartikel nicht nur den Ruf des RS beschädigen, sondern auch das eigene, hart erarbeitete Renommee.
Es ist ja bezeichnend, dass trotz mehrmaligen Nachhakens keiner der Redakeure einst den Bela Anda-Scorpions-Artikel erklären konnte/wollte, vermutlich wird sich auch diesmal niemand finden, der irgendeinen plausiblen Grund nennen könnte, weshalb der Musik -bzw. Albumcover-Geschmack von Frau Koch-Mehrin oder ihre kesse Reiterpose im Heft eine Seite okkupieren darf und uns interessieren sollte. Im Grunde gilt das gleiche in abgeschwächter Form auch für Neo Rauch – von oben herab darf der kundige Redakteur und wissende Leser sich gönnerhaft denken, dass der Musikgeschmack des Gegenübers ja gar nicht dermaßen empörend und einfältig ist wie legitimerweise erwartet. So what?
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I like to move it, move it Ya like to (move it)