Re: ROLLING STONE Mai 2010

#7590493  | PERMALINK

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Ich gehe davon aus, dass mit dem SKM-Artikel (und nicht nur diesem), der ja in den letzten Monaten schon gut vorbereitet wurde, ein Lifestyle- und Infotainmentpublikum angesprochen oder gewonnen werden soll, um die Auflagechancen des Rolling Stone bei einem beispielsweise an der „GQ“ (sic!) orientiertem Publikum anzutesten. Auf Rezipienten dieser Couleur wirkt Doebeling mit fünfzig genuinen Platten wie ein Lateinlehrer, der in der ersten Stunde gleich mit dem Gerundivum einsteigt. Die Folge: irgendwann wird er wegen Zielgruppenverfehlung ausgemustert. Dann fängt er an zu trinken, weil er glaubt, niemand verstehe ihn und die heutige Jugend sei verdorben. Eben jene, die den Stone liest (!), glaubt, er sei ein alter Sack, der keine Ahnung von neuer Musik habe, und hört Musik wie andere zu allen Zeiten so gelagerte Zeitgenossen: nämlich als gut designte Klangtapete, die beim Bügeln nicht weiter stört, aber „up to date“ ist, weil der Rolling Stone das geschrieben hat.
Der Denkfehler ist, zu vergessen, dass der Rolling Stone von einem zuhörendem und bedeutungsgierigem Publikum lebt, dass im Rock’n’Roll existentielle, aber zumindest bedeutungsschwangere Fragen behandelt sieht und sie mit seiner Hilfe bewältigen konnte und kann. Der Rolling Stone ist darum meines Erachtens dabei, sich seiner Existenzgrundlage ( die Gründungsgeschichte erklärt vieles!), oder schlimmer, der geistigen Basis zu entziehen.
Meine Überzeugung ist deshalb, dass die Redaktion nicht wirklich weiss, was sie da überhaupt tut, wenn sie denn für Artikel wie Skm oder Rauch überhaupt allein verantwortlich ist!

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