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nail75Einfach kaufen und hören! Eines meiner absoluten Lieblingsalben!
ist nicht so einfach für jemand, der die Orgel nicht mag…
Hab gestern das 1964er Shepp/Dixon Album (ursprünglich Savoy MG 12184) gehört, im CD reissue von vor ein paar Jahren, mit zwei Alternates von der Dixon-Session, die äusserst wertvoll sind, weil sie die improvosierte section von „Winter Song 1964“ enthält.
Also, Seite A: Bill Dixon 7-tette (1964-02-04, NYC), mit Ken McIntyre (ob,as), George Barrow (ts), Howard Johnson (bari), Hal Dodson & David Izenzon (b), Howard McRae (d)
Die Musik ist sehr spannend, was das kompositorische Matieral betrifft etwas vom anspruchsvollsten, was ich im Free Jazz kenne! Und sehr schön ist die Musik auch! Barrow ist hier wohl der „ringer“, er soliert als erster und am wenigsten bemerkenswert, McIntyre soliert auf der Oboe (in den Liner Notes heisst es, diese Aufnahme habe Taylors Aufmerksamkeit gefunden und zu McIntyres Anwesenheit bei „Unit Structures“ geführt), Johnson am Barisax (und am ausführlichsten, und ich glaub auf dem ersten Alternate Take etwas spannender). Dixons Soli sind toll, nicht so „whimsical“ wie Cherry (oder Ted Curson – beide sind auf Seite B mit Shepp, am Tag darauf aufgenommen, zu hören) und auch noch nicht so fragmentiert wie sein späteres Spiel. In den Liner Notes steht, dass er zuvor (zwischen 1962 und 1964 glaub ich?) das Trompetenspielen völlig neu erlernen musste (Lippenverletzung oder sowas). Vielleicht ist das wie bei Mal Waldron ein halber Mythos oder so, aber es würde vielleicht diesen Stil erklären? Die beiden Bässe sind natürlich auch toll, das mag ich ja immer, von Coltrane bis zu Charles Tyler (und Joki Freunds tolles „Jogi Jazz“ nicht zu vergessen!).
Die Überraschung kommt im zweiten Alternate Take: McIntyre spielt brennendes, dringliches Altsax und er führt einen Dialog mit Barrow, der da irgendwie engagierter klingt als in seinen beiden Eröffnungs-Soli.
Muss ich mir heute abend gleich nochmal anhören!
Die Shepp-Session auf Seite 2 ist mit den „New York Contemporary 5“, ein längeres Stück mit Don Cherry, zwei kürzere mit Ted Curson, sonst dabei sind John Tchicai (as), Ronnie Boykins (b), Sunny Murray (d). Die Musik ist toll aber weniger bemerkenswert, was das kompositorische und die Arrangements betrifft. Die Trompete tut der Gruppe aber in jedem Fall gut! Und Cherry ist wohl das Vorbild von Curson, nehme ich an? „Mingus Presents Mingus“ ist ja auch in der Besetzung des Ornette Coleman Quartets entstanden, da sind die Bezüge wohl noch deutlicher – oder irre ich mich hier? Ich will keineswegs Ted Curson runtermachen oder so, aber das schönste von ihm sind schon die Alben mit Bill Barron und „Pop Wine“, auf den Mingus-Sessions ist er zwar toll, aber spielt mehr eine Rolle als „Charakter“ im Ensemble denn als grandioser Trompeter.
Muss die Storyville New York Contemporary Five CD auch bald mal wieder hören…
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