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Anonym
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redbeansandrice… und was Momente von „purer Schönheit“ betrifft, mag Pilgrim and The Stars die Nase vorn haben gegenüber Giorno in 80 Mondi …
Vielen Dank, redbeans, für alle diese Auskünfte zu Rava heute. Ich bin jedenfalls froh, unter den vier Alben von Rava, die ich nun endlich hören konnte, auch das Nicht-Schöne oder wenigstens Nicht-ganz-so-Schöne entdeckt zu haben. Eigentlich kann ich sogar nur von dreien sprechen, da die erste nach einem Durchgang mich nicht weiter gereizt hat. Fange ich also mit dieser an:
Enrico Rava/Dino Saluzzi Quintet: Volver
Enrico Rava: trumpet
Dino Saluzzi: bandoneon
Harry Pepl: guitar
Furio di Castri: bass
Bruce Ditmas: drums
Ein ECM-Album, aufgenommen 1986. Vielleicht lags an dem Bandoneon, dass ich so gar kein Feuer fangen konnte, das Bandoneon passt für mich nicht so gut in die unterkühlte Atmosphäre, eher auf einen staubigen mediterranen Platz (aber da Saluzzi ja Einiges für ECM gemacht hat, mag der Staub einfach eine kindische Assoziation sein), vielleicht auch an dem allzu glatten und dabei weitschwingenden, ein bisschen weltmusischen Gestus der Musik. Daher nur noch für die Akten: Die Stücke stammen von Rava, Saluzzi und Pepl.
Dann weiter mit der nächsten ECM-Platte (2008):
Enrico Rava: New York Days
Enrico Rava: trumpet
Stefano Bollani: piano
Mark Turner: tenor saxophone
Larry Grenadier: double-bass
Paul Motian: drums
Das ziehe ich »Dark Eyes«, mit dem ich die Platte wegen ihres durchgängigen Halbdunkels vergleichen möchte, aber sehr vor. Bollani ist Alexi Tuomarila weit überlegen: wenn er etwas hintupft, dann greift er zumindest – und das ist ja bei solcher Musik auch das Mindeste – eine Phrase der anderen, meist von Rava, auf und spielt nicht einfach so daher, vor allem aber lässt sich Rava von ihm zu schönen kleinen (ich meine: nicht-schönen) Exaltationen animieren, z. B. im Eingangsstück »Lulù«: In meiner Privatterminologie heißen die seit Mal Waldrons »The Seagulls of Kristiansund«, na ja, seagulls, kleine Schreie, mit denen Shaw die Möwen ganz offensichtlich imitieren wollte. (Wenn es einen echten Terminus dafür gibt, würde mich der sehr interessieren …) Mark Turner ist mir hier, von kleinen Ausnahmen abgesehen, weniger aufgefallen, jedenfalls nicht so sehr wie in dem Vanguard-Konzert mit Billy Hart.
Enrico Rava & Michael Flügel Quartet: Live at Birdland Neuburg
Completely different. Das Flügel-Quartett (Flügel heißt natürlich der Pianist) ist Generation 70, aufgenommen ist das Set 1999. Man spielt teils Kompositionen von Rava, teils Standards, z. B. »My Funny Valentine« und einen Rollins-Titel (»East Broadway Rundown«):
Enrico Rava: trumpet
Michael Flügel: piano
Frank Lauber: alto saxophone
Dietmar Fuhr: double-bass
Dejan Terzic: drums
Die meisten Stücke dauern rund 9 Minuten, ausgenommen der längere Rava-Titel »Secrets« in dem sich Rava und Lauber auch mal schön umschlingen. Ich erwähne die 9 Minuten, weil das die Zeit zu sein scheint, in der sich jedes Mitglied der Band gut austragen kann, und das machen sie mit einigem Humor. Flügel ist wohl eher Melodiker, aber warum auch nicht, das scheint Rava gerade recht zu sein. Womöglich ist das alles auch einfach nur handwerklich gut, ordentlich inspiriert o. ä. – aber immerhin eine Freudeplatte. Die Version von »Certi Angoli Secreti« hat weit mehr Witz als das Pendant auf »New York Days«, die (ECM grüßt vom Dach) verinnerlichter sein will. Und Rava ist hier weit präsenter, und alle schwingen schön in einem durch, und das Innige kommt von selbst. Sehr schön zu hören!
Echtes Feuer hatte dann Nummer 4:
Enrico Rava Quintet plays Miles Davis
Enrico Rava: trumpet, fluegelhorn
Paolo Fresu: trumpet, fluegelhorn
Stefano Bollani: piano
Enzo Pietropaoli: acoustic bass
Roberto Gatto: drums
Aufgenommen beim Montréal Jazz Festival 2001. Da sind alle prächtig, überprächtig bis verdammt prächtig, Bollani übertrifft sich permanent selbst (v. a. in »Milestones«), jedenfalls den New Yorker Bollani; Fresu hat tolle Gespräche und Gefechte mit Rava und Pietropaoli und Gatto fliegen in höchst differenziertem Sauseschritt, insgesamt: zwei wunderbare Solisten plus Klaviertrio, das auch alleine spielen könnte – dennoch ist alles fest gefügt. Und »seagulls« gibt es auch … Von den vieren hier mein favourite. Einziges Manko, aber vielleicht muss das so sein: Es gibt girlies, die hin und wieder rumkreischen. Aber Bollani macht mich ja auch toll.
Da ich dieser Platte **** (oder ***1/2?) geben würde – aber viel zu wenig background habe, um sie ordentlich einzuordnen – interessiert mich als Nächstes der halbe Stern der 80 Mondi … Danke für den Link!
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