Re: Avantgarde: Trompete

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redbeansandrice

Registriert seit: 14.08.2009

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nochmal zwei Avantgarde-Trompeter, die wir bisher vergessen haben: Earl Cross und Ric Colbeck… beides keine Männer für brennende Klangkaskaden, auch keine kühlen Intelektuellen wie Dixon, sondern mehr so vorwärtsdenkende Hardbopper (?) – darin vergleichbar mit Noah Howard, für den sie als Sidemen gearbeitet haben.

Colbecks einziges Album „The Sun is coming up“ gehört zu den heiligen Gralen unter den Free Jazz LPs – ich hab es nicht gehört. Leichter zu finden sind die beiden Noah Howard LPs mit Colbeck, At Judson Hall und Noah Howard Quartet. Zwei wunderbar rasante Alben, die man durchaus auch als Einstieg in den Free Jazz empfehlen kann. Die Musik steht weit in der Mitte zwischen Coltrane und Ornette, die Stücke sind etwas länger aber hervorragend arrangiert/strukturiert, sie lassen einen nie alleine/konfrontieren einen mit sonstwas, sondern nehmen einen brav an die Hand grad auch durch die freieren Passagen… Colbeck hat einen schönen gedeckten Trompetensound, betont die tiefen Lagen des Instruments, und hat keine Angst vor einfachen Phrasen… nicht die Sorte von Free

Earl Cross ist zum Beispiel auf Howards Black Ark und Charles Tylers Saga of the Outlaws zu hören… auch hier gilt: schade, dass es kaum weitere Aufnahmen gibt… Saga of the Outlaws läuft hier gerade, stilistisch ähnlich wie die Howard Alben aber vielleicht nochmal eine Nummer intensiver, ein einziges langes Stück – aber das soll kein Grund zur Sorge sein, denn es gibt klare Strukturen; tolle Rhythmusmusgruppe mit zwei interagierenden Bässen (Ronnie Boykins und John Ore), Earl Cross ist im vergleich zu Colbeck etwas brassier und wohl auch noch fester im Bop verwurzelt (?), geht eher auch mal in die Höhen, hat einen tollen klassischen, gedeckten Trompetensound… ganz große Empfehlung für dieses Album, laut Untertitel „A polyphonic sonic tale of the old & new West“

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