Re: Avantgarde: Trompete

#7556279  | PERMALINK

nail75

Registriert seit: 16.10.2006

Beiträge: 44,672

clasjaz
Und so frage ich mich, nail, ob Dein Eindruck, Dixon erinnere Dich nicht an Taylor oder Shepp, obwohl er mit ihnen gespielt habe, nicht auch daher rühren könne, dass Dixon weniger »Interpret« als Komponist ist? Bei dem Minimalismus als Stil dachte ich übrigens eher an Leute wie Riley, Glass und Nyman; den »atmosphärischen ECM-Jazz« (doch, Eicher hat schon eine Neigung zum Klischee, nämlich zu seinem eigenem, finde ich, allerdings ist das womöglich auch eine Voraussetzung dafür, hin und wieder echte Körner aufzupicken – das weiß ich nicht) kann ich mit Dixon allerdings gar nicht in Verbindung bringen (mag daran liegen, dass ich weder Ravo noch Stanko kenne oder sie mir noch nicht aufgefallen sind). Darüber, ob das minimalistische, fragmentierte, reduzierte Spiel den Zusammenhang verlieren lässt, muss ich noch mit Hörproben nachdenken. Gerade scheint mir, dass ein Zusammenhang genauso verloren gehen kann in der »wilden Ekstase« wie in der Zurückhaltung. Aber irgend etwas stimmt bei dieser Gegenüberstellung nicht (ich meine natürlich nicht, dass Du jene eben lieber hast), denn in beiden kann doch der Zusammenhang für den einen verloren gehen, und der andere findet es anders. Aber da Du also von wilder Ekstase sprichst: Ich hab es schon erwähnt, die Darfur-Platte ist Ekstase, wenn auch fragmentarisch, wenn auch eine Art umgekehrter Ekstase.

Was den Verlust des Zusammenhangs angeht, so hast Du das sehr schön gesagt. So etwas stört mich immens, das fiel mir letztens bei den Cellar Door Sessions von Miles Davis sehr unangenehm auf. Im Free Jazz kommt das bestimmt auch häufiger vor, aber ein Beispiel fällt mir gerade nicht ein.

Ich wollte auch nicht sagen, dass minimalistisches Spiel generell dazu führt, dass Zusammenhänge verloren gehen, sondern das das bisweilen Dixon passiert und mir seine Musik verleidet. Auf den neueren Alben von Rava ging mir das teilweise genauso, obwohl die Musik natürlich vollkommen anders ist. Es ist nicht so leicht, die Balance zu halten.

Dass Du Enrico Rava und Tomasz Stanko nicht kennst, verwundert mich sehr. Gerade Stanko ist aus meiner Sicht einer der interessantesten Jazzer der Gegenwart.

gypsy tail wind

Und Rava und Stanko würd ich jetzt mal generell weder mit Smith noch mit Dixon oder Coursil vergleichen wollen. Auch wenn beide (also Rava und Stanko) auch freiere Sachen gemacht haben oder ab und zu noch immer machen (zumindest Stanko) so sehe ich sie an ganz einem anderen „Ort“.

Ich auch, das schrieb ich ja oben.

redbeansandrice
Koglmann ist wohl auch gar nicht so ein abwegiger Bezugspunkt für Dixon…

Nein, gar nicht! Sehr guter Vergleich. Gleich mal die Koglmann-Alben rauslegen! :-)

--

Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.