Re: Avantgarde: Trompete

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redbeansandrice

Registriert seit: 14.08.2009

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gypsy tail windHab gar nie daran gedacht, Dixon irgendwie in die grossen Jazz-Trompeter einzureihen, ehrlich gesagt… für mich kommen da nach Hubbard und Shaw irgendwie keine mehr… ich hab ein wenig Mühe, Avantgardisten da einzureihen, nicht spezifisch bei Trompetern sondern im Allgemeinen.

Smith ist meiner Meinung nach ziemlich sicher einer der „grossen“ Trompeter, klingt allerdings in anderen Settings oft stark nach Miles Davis (hat auch eine Hommage an die electric Miles Zeit gemacht mit Henry Kaiser), aber diese frühen Aufnahmen sind toll! Danach würd ich mal sagen durchzogen aber fast immer spannend, auch wenn nicht immer erfolgreich…

Wen gibt’s denn da sonst noch so, in Sachen Avantgarde-Trompeter? Don Cherry, Lester Bowie, Leo Smith, Bill Dixon… Alan Shorter und Donald Ayler (als leader nur „In Florence“ soweit ich weiss, sonst mit Albert)… Norman Howard… Wen vergess ich noch?

Barbara Donald, wenn man ihn hier zuzählen mag Charles Tolliver, diesen Dewey Johnson… Manfred Schoof zu nennen ist nicht abwegig zumal er heute Geburtstag hat… irgendwelche Japaner vielleicht noch… Bernard Vitet… noch mehr halbe Hardbopper Ted Curson, Ted Daniel, Roy Burrowes…

ich find das mit der großen Reihe der Trompeter eigentlich schon im Hard Bop etwas schwierig… also, bei den Tenorsaxophonisten hat man Hawkins, Young, Coltrane, das sind die wichtigsten Solisten gewesen und damit hat man auch die wesentlichen Arten Tenorsaxophon zu spielen bemerkenswert gut abgedeckt…(ok, Sonny Rollins sollte man dazunehmen und/oder Charlie Parker) bei den Trompetern hat man wohl Armstrong, Gillespie, Davis… aber schon in den fünfziger Jahren find ich es schwierig, damit das wesentliche abzudecken, Navarro/Brown waren als Einfluss fast wichtiger als die drei… viele der lyrischen Trompeter kommen genauso sehr aus dieser St-Louis/Freddie Webster Schule (also haben einen viel volleren/hübscheren Sound als Miles Davis… Prototyp wär Clark Terry)… deshalb steht man irgendwie vor der Wahl: Ist die große Ahnenreihe der Trompete diese drei Musiker, vielleicht Navarro/Brown als vierten? dann wüsst ich tatsächlich nicht so recht, wen man dazunehmen sollte – ist ja auch eine sehr sehr große Sache… wenn man das Fenster weiter aufmacht, Hubbard, Byrd, Dorham, Shaw, die ganzen Leute die „wirklich auf den Platten zu hören sind“ mit hineinnimmt, dann kann man eigentlich auch beliebig fortsetzen…

andere Gedanken:
grad Miles Davis hat ja auch so etwas wie die Rolle des Trompeters, der genauso sehr als Signalgeber/Dirigent/Arrangeur neben der Band steht, wie Teil der Band ist, „populär“ gemacht – passt ja auch zum Instrument, bei Pianisten und Schlagzeugern gibt es das auch, bei Tenorsaxophonisten wüsst ich keinen, die stehen eigentlich immer mittendrin, da sind die Aufgaben viel integrierter… anders gesagt: dadurch, dass die meisten Erfinder des Free Jazz Saxophon spielten, Charlie Parker Saxophon spielte, sind die Ahnenreihen bei den Saxophonen vergleichsweise einfach zu ziehen, während man bei anderen Instrumenten immer diese Umwege über Ayler/Coltrane… drin hat…

bei mir fängt jetzt „Opium/For Franz“ von Franz Koglmann mit Dixon und Steve Lacy langsam an einzusickern (stream, Dixon nur auf Track 3 (?), details, leider in miesem Sound) (Steve Lacy schon verfolgt, clasjazz?), Koglmann ist wohl auch gar nicht so ein abwegiger Bezugspunkt für Dixon…

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