Re: Bonnie ‚Prince‘ Billy & The Cairo Gang – The Wonder Show Of The World (23.03.)

Startseite Foren Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat Aktuelle Platten Bonnie ‚Prince‘ Billy & The Cairo Gang – The Wonder Show Of The World (23.03.) Re: Bonnie ‚Prince‘ Billy & The Cairo Gang – The Wonder Show Of The World (23.03.)

#7512983  | PERMALINK

tugboat-captain

Registriert seit: 20.03.2008

Beiträge: 2,825

„The Wonder Show Of The World“ ist in meinen Augen ein Album der Gegensätze. Einerseits und auch größtenteils eine angenehm-holprige Entdeckungsreise, voller spitzer Ecken und Kanten, andererseits anstrengend, irreführend und in manchen (aber nur ganz wenigen) Momenten einfach nur langweilig. Das unaufgeregte wie gefällige „The Sounds Are Always Begging“ weckt bei mir, bis auf den mittleren, sehr starken Gitarrenpart, unangenehme Jack-Johnson-Referenzen. „Someone Coming Through“ (absolut schöner akustischer Rhythmus zu Begin) klingt auf weite Strecken improvisiert, wie so vieles auf „The Wonder Show Of The World“, was dem Song aber nicht unbedingt zum Vorteil reicht. Schwerer zu ertragen sind hier die aus dem Nichts kommenden mehrstimmig-sakralen Auswüchse, die wohl mit Absicht an jeglicher Melodiösität vorbeirauschen, mir aber so überhaupt nicht zusagen. Eher vermittelt mir dieses Stück, dass die Urheber nicht recht wussten, wo sie damit hinwollten. Auch der an sich feine Abschlusstrack „Kids“ löst sich auf Grund solcher grober Schnitzer in seine Bestandteile auf.
„Merciless And Great“, konsqeuent entrückt und mit vollem Bewusstsein ein Richtung einschlagend, gefällt dagegen sehr. Auch wenn das Stück deutlich in den Wolken hängt, weiß es eben, wo es hin will. Ebenso Track Nummer Eins und damit auch der anfängliche Blender schlechthin, „Troublesome Houses“, der mich auf Grund seiner Gegensätzen (Lo-Fi-Drums vs. perfekt aufeinander abgestimmte vokale Einsätze von Kelly und Oldham) begeistert und den einzig offensichtlichen melodiösen Fixpunkt des Albums bietet.
In voller Blüte aufgegangen ist inzwischen „Where Wind Blows“ – ein Stück, das mich zu seinem Anfang an die strukturlosen Experimente von „Get On Jolly“ erinnert, dann ganz kurzen, ganz zarten melidiösen Spitzen verfällt. Auch hier erfolgt ein Übergang zum Improsvisierten, zum Stillen, um dann zum Schluss mit einer gehörigen Portion Soul aufzugehen.

„The Wonder Show Of The World“ erinnert mich teilweise an das ebenso unschlüssige, mitunter verstörende „Arise Therefore“, hier aber mit weniger traditionellem Folk verbunden. Die moderne, weniger bissige Variante, wenn man so will.
Ich will mich noch nicht auf eine Wertung festlegen, weil ich durchaus Ansätze erkenne, die noch zu greifen sind, inbesondere was den mittleren Teil des Albums betrifft (z.B. „That’s What Our Love Is“)

--

detours elsewhere