Re: JOHNNY CASH – American VI: Ain’t No Grave

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tolomoquinkolom

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Mick67Wenn Rubin reiner Geschäftsmann wäre, hätte er das heiße Eisen Johnny Cash gar nicht erst angefasst. Cash war Anfang der 90er künstlerisch mehr als tot.

Das ist natürlich richtig. Ohne U2 und Rick Rubin wäre Johnny Cash zwar nicht vergessen, allerdings auch keines der AMERICAN-Alben auf den Weg gebracht worden. Wie weit sich Rubin bei den beiden letzten Alben vom Clash-Clan oder auch den Fans hat bedrängen lassen, weiß ich nicht. “Verurteilen” mag ich ihn deswegen nicht, auch wenn ich einige Entscheidungen fragwürdig finde.

Tolo, kann es sein, daß Du Dich daran störst, daß die Platte nicht als ein Projekt aufgenommen, sondern aus vielen Resten zusammengesucht oder nachträglich arrangiert wurde? Nun, ich habe mir die Platte ohne dieses – in diesem Fall belastende – Wissen angehört und höre nichts von der Herkunft oder der Entstehung, sondern finde es wunderbar stimmig. Der Respekt vor dem Künstler Cash ist m.E. zu keiner Zeit in Frage gestellt.

Ja. Räume auch ein, dass ich im Zusammenhang – vor allem – mit den beiden letzten AMERICAN-Alben möglicherweise etwa überreagiere. Wenn ich mir das Gekrächze letzter Instanz anhöre, ist da auch immer die Erinnerung an den wunderbaren Baritonbrummbären. Kann sein, dass das mein “Problem” ist.

Sonic JuiceDann kann man die Aussage, dass das Album vornehmlich aus „eigentlich nur zu Probezwecken mitgeschnittenen, vom Künstler nicht grundlos verworfenen und für vorherige Alben nicht verwendeten Voice-only-cuts“ zusammengestellt wurde, ja wohl ad acta legen. Nun heißt es im Gegenteil, nicht alle Songs auf AMERICAN VI stammten von den letzten (nach American IV entstandenen) Sessions. Ebenso ist die Verdächtigung, die personelle Besetzung bei American VI sei mit dem Veröffentlichungstermin der Avett Brothers-LP abgestimmt, nicht haltbar.

Ganz im Gegenteil. Man kann wohl nicht behaupten, dass die Aufnahmen, die man jetzt auf AMERICAN VI hören kann, abgeschlossen waren.

Und was das Auftauchen der Avett Brothers auf VI betrifft: Ich bewundere Deine Blauäugigkeit in Sachen Marketing und will Dir diesen Glauben an den großen Zufall selbstverständlich nicht nehmen.

Wenn Du etwas maßvoller in Deiner Wut wärst und etwas vorsichtiger im Umgang mit vermeintlichen Fakten, dann würde Deine Kritik eher auf Verständnis stoßen. So provozierst Du alle möglichen Nachfragen, die zeigen, dass das irgendwie doch alles anders war, als Du Dir das zurechtgelegt hast. Und als I-Tüpfelchen wird Fremer, weil er eine abweichende Meinung vertritt, dann auch noch als „nüchterner Klang-TÜV-Typ mit Vinyl-Tick, der Musik lieber berechnet als fühlt“, diskreditiert. Angesichts seines umfassenden Musikrezensionsarchivs und seiner Biographie etwas zu billig, ihn einfach als audiophilen Klangnerd zu denunzieren, oder?

Oh, er IST ein audiophiler Klang-Nerd. Seine Verbissenheit hat allerdings gelegentlich amüsante Elemente.

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