Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 27.12.2009 › Re: 27.12.2009
Sonic JuiceNun ja, die Empfehlung, die ich von Dir zu diesem Thema gefunden habe, macht die Erstellung eines Plans noch nicht zum Selbstläufer…oder gibt es hier irgendwo noch ein Albumranking, das ich übersehen habe? Bzw. könntest Du vielleicht anderenfalls eine Top 10 nennen?
Ganz wahllos war ich trotz fiebriger Neugier nicht, sondern habe mich durch eine sicherlich insgesamt dreistellige Anzahl von Alben und Singles gewühlt (die EP-Kisten dabei aus Zeitgründen links liegen gelassen), nach bekannten Titeln oder Tracks gefahndet, die Zustände von Vinyl und Cover gleicher Titel verglichen und jede LP und Single angespielt. Dabei bin ich zum Beispiel zu dem Eindruck gekommen, dass das Travelling Light-Reissue klanglich gegenüber dem (leider recht mitgenommenen) UK-Original bestehen kann – und überhaupt die von mir letztlich erworbenen Exemplare okay erschienen – mehr Gewissheit kann man sich in einem Laden auch schlecht verschaffen. Dass das 100 Pfund-UK-Mint-Original von „Me And My Shadows“ die deutsche 60s-Pressung in Schutt und Asche rockt, davon gehe ich aus. (Im Übrigen: was macht aus Deiner Sicht belgische Pressungen interessanter als südafrikanische?)
Die weitere Strategie sieht im Übrigen so aus, vorrangig „Cliff“ in den Bestand zu überführen sowie gelegentlich weiter nach der einen oder anderen Single (dazu gibt es ja wenigstens schon mal einen Sterne-Thread) Ausschau zu halten.
Meine Nachfrage scheint einen (ungewollt) kritischen Unterton gehabt zu haben, anders kann ich mir Deine Defensivbemühungen nicht erklären. Ich war nur neugierig, und das „Kraut und Rüben“ bezog sich auf das Durcheinander von Herkunftsländern, Pressqualitäten und Sprachen. Hättest Du es mit einem Hag-Novizen zu tun, der Dir erzählt, er habe eine südafrikanische LP, eine französische Compilation, eine deutsche Billigpressung und diverse teilweise musikalisch eher marginale Singles unterschiedlichen Ursprungs zusammengekauft, würdest Du ihn wohl auch fragen: Quo vadis? Und ihm dringend die Strangers-LPs der Sixties ans Herz legen wollen, als US-Capitol-Pressungen, versteht sich.
Natürlich läßt sich auch einiges für Deine unmethodische Herangehensweise sagen. Erstmal alles kaufen, was vielversprechend aussieht und klingt. Und das ganze im Laufe der Zeit zusammensetzen wie ein Puzzle. Macht Spaß (Dein Bericht hierzu belegt das). Und im übrigen kann man ja später etwaige Fehlkäufe jederzeit wieder verkaufen, sogar verlustfrei. Nichts dagegen einzuwenden außer: es kostet Zeit. Und könnte, dahin zielten obige Bedenken, womöglich dazu führen, daß die Entdeckerfreude bisweilen gedämpft wird, wenn nämlich Platten dazwischengeraten, die deutlich weniger sind als fantastisch. Bei Cliff nur zu vermeiden, wenn man sich zunächst auf die Essenz besinnt: die frühen LPs (bis 1962) und EPs (bis 1964) sowie die ersten rund 30 Singles (bis 1966). Als UK-Originale natürlich (otis protestiert energisch). Danach gibt es durchaus noch Lohnendes, indes bis 1975 immer seltener. Ab „Devil Woman“ (45) bzw. „I’m Nearly Famous“ (LP) beginnt der zweite Frühling, nicht auf dem Niveau des ersten, mind you, indes sehr respektabel und nicht ohne Highlights (s. meine Evaluationen aller A- und B-Seiten, a work in progress).
Schließlich: Belgische Pressungen interessanter als südafrikanische? Nein, beide sind für mich indiskutabel und verführen allenfalls durch Besonderheiten in der Sleeve/Cover-Gestaltung zum Kauf (wie französische EPs). Was mich lediglich interessierte, ist die Erhältlichkeit bzw. Verbreitung belgischer Pressungen in Belgien. Zu Deiner Strategie: right on.
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